Salamanca, ein Kleinod auf der Silberstraße Spaniens

Die Fahrt nach Salamanca ist wirklich besonders. Die Landschaft relativ karg, dennoch überall Landwirtschaft. Auf ca. 800m hohen Hochebenen gedeihen Getreide und Wein, wenn wir das richtig gesehen haben. Nach einigen Stunden tatsächlich weites Land, das uns fast an Amerika erinnert, als die Straße kerzengerade und endlos lang vor uns liegt.

Fast meditativ und vollkommen entspannt fahren wir auf mehr als gut ausgebauten Straßen abwechselnd unserem Ziel entgegen. 

Eine Kaffepause machen wir in Tordesillas, ja, genau, ihr erinnert euch? Hierzu gibt es jetzt die angekündigte Geschichte.

Im Vertrag von Tordesillas wurde am 07. Juni 1494 die Aufteilung der „Neuen Welt“ zwischen Portugal und Spanien festgelegt. Zwei Jahre zuvor hatte Kolumbus Amerika entdeckt und sechs Jahre zuvor ein Trupp Portugiesen das Kap der guten Hoffnung umschifft. Nun sollten die entdeckten Schätze auch rechtlich gesichert werden. Und so einigten sich Spanien und Portugal ganz unverfroren auf die Aufteilung der damals noch gar nicht so so genau bekannten  Ausmaße der Erde. In Nord-Süd-Richtung wurde eine Linie gezogen, die etwa 2000 Kilometer westlich der Kapverdischen Inseln verlief. Die westlich gelegenen Gebiete sollten den Katholischen Königen Spaniens gehören, die östlichen dem Rivalen Portugal. Andere Staaten fragte man erst gar nicht um ihre Meinung, denn schließlich genoss man die Billigung von allerhöchster Stelle: Papst Alexander VI. spielte den Schiedsrichter bei der Teilung der Welt. 

Diese Gedanken im Kopf streifen wir durch die Stadt und suchen nach Spuren der beiden Welt-Entdecker …

Auf Salamanca freuen wir uns schon sehr. Wir bekommen einen perfekten Campingplatz, von dem aus wir mit den Fahrrädern in die Stadt fahren können. So kommt auch die Bewegung nicht zu kurz.

Natürlich ist das erste Ziel die mehr als beeindruckende Kathedrale, wir erinnerten uns sofort an die honiggelben Steine, aus denen die komplette Stadt gebaut und auch restauriert wurde. Bei Sonnenschein leuchtet der Stein förmlich in warmem Licht, als hätte man eine Lampe angeknipst. Auf unserem Weg zur Kathedrale kommen wir gleich an einem Highlight vorbei, dem ‚Casa de las Conches‘,  dem Muschelhaus, dessen gesamte Fassade mit Jakobsmuscheln verziert ist, da der Besitzter so seine Zugehörigkeit zum Orden von Santiago demonstrieren wollte.

Für einen im Tourismusbüro erhältlichen aktuellen Stadtplan laufen wir erstmal zum Plaza Mayor, einem der schönsten Plätze Spaniens. Durch einen Torbogen sehen wir schon den hellen Stein, der diesen Platz wirklich zu etwas besonderem macht. Er wird komplett von Arkaden eingerahmt und ist auf allen vier Seiten von den gleichen, dreistöckige Hausfronten umgeben.

Die alte Kathedrale wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Im 15./16. Jahrhundert dann baute man einfach nochmal eine neue dran, es wurde sogar eine Mauer der alten abgerissen, damit alles passt. Sehr sozial finden wir, dass die Arbeiter, die daran gebaut haben, von der Zahlung von Steuergeldern befreit waren. Aber das nur am Rande. 

Die Geschichte der Kathedrale ist eng mit der Universität der Stadt verbunden. Seit ältester Zeit finden hier in bestimmten Kapellen viele universitäre Begebenheiten statt, wie z.B. die Bekanntgabe des neuen Rektors. In der Capilla de Santa Bàrbara mussten die Doktoranden vergangener Jahrhunderte vor ihrem Abschluss die Nacht verbringen und auch das Examen ablegen.

Ob die Mönche damals alle kopflos waren?

Und nun gehts aufwärts, nämlich über die Dächer von Salamanca. Über einen separaten Eingang kann man, wenn man die Treppen nicht scheut, auf das Dach der Kathedrale steigen.

Eine nette kleine Begebenheit, die wir schon in unserem im Jahr 2008 entstandenen Spanien-Taschenbuch erwähnt hatten und die uns immer noch begeistert ist die Tatsache, dass Steinmetze bereits im Mittelalter bis hin zu Neuzeit sehr gerne eine kleine „eigene Handschrift“ in Form von Figuren hinterlassen, die sie selbst kreiert haben. An der Kathedrale hat ein verspielter Steinmetz im Zuge der Restaurierung im Jahre 1992 einen kleinen Astronauten in der Höhe von ca. 2.50m in der Ornamentik versteckt. Diesmal haben wir ihn sofort gefunden! 

Zur Geschichte der Stadt greifen wir ganz einfach auf unseren eigenen Reiseführer zurück (wer kann das schon von sich behaupten … ;)), den wir damals als Taschenbuch herausgegeben haben. Die römische Brücke auf dem Stadtwappen erinnert an die Zeit, als die Stadt eine wichtige Station an der Silberstraße war, die die iberische Halbinsel von Westandalusien bis nach Asturien durchquerte. Das heutige Salamanca ist im Grunde das Ergebnis vieler Entwürfe, die seit dem Mittelalter am selben Ort aufeinander folgten. Zuerst eine romanische Stadt, später gotisch und dann Renaissance, nach dem Barock der Stil des 19. Jahrhunderts. Sie liegt am Ufer des Tormes.

Von unserem Campingplatz aus konnten wir in die Stadt radeln und so sind wir auch mit dem Fahrrad über diese 2000 Jahre alte Brücke gefahren. Ein wahrlich erhebendes Gefühl. Der Blick von der alten Brücke, von der noch 15 Bögen im ursprünglichen Zustand erhalten sein sollen, hinüber zur Kathedrale ist unbeschreiblich schön.

Der Bummel durch die Altstadt ist immer wieder schön. Gerade sind wir auf der Suche nach dem Hauptgebäude der Universität. Wir haben gelesen, dass es auch hier eine Besonderheit an der Fassade gibt, nämlich einen kleinen Frosch, der auf einem Schädel sitzt.  Es gibt mehrere Legenden, die mit ihm verbunden sind. Einer zufolge wird ein Student, der ihn unter den anderen dekorativen Elementen der Fassade erkennt, alle Prüfungen bestehen und sein Studium erfolgreich abschließen. Wir haben ihn nach längerem Suchen auch gefunden – falls also nochmal irgendwelche Prüfungen anstehen sollten, sicher ist sicher … 😉

Habt ihr ihn auch gesehen? Bestimmt!

So, nun nehmen wir euch noch mit auf unseren Altstadtbummel mit anschließendem Abendessen auf dem Plaza Mayor! Viel Spaß!

Universität Salamanca
Universität Salamanca

Den Convento Iglesia de San Esteban hatten wir noch gut in Erinnerung, wollten aber unbedingt nochmal durch die ‚heiligen Hallen‘ auf den Spuren der Mönche des Klosters, das im Jahre 1524 erbaut wurde. Die Dominikaner-Mönche ließen sich bereits im Jahre 1255 in Salamanca nieder. Nun hatten sie ein würdiges Domizil.

Salamanca ist auch bekannt für seine vielen, vielen Störche. Selbst hier auf dem Dach des Dominikaner-Klosters sehen wir die Nester.

Auf dem Rückweg kommen wir an dem Jugendstil-Museum Museo Art Nouveau y Art Déco vorbei, das eine beeindruckende, lichtdurchflutete Glas-Fassade aufweist – und schon ist ein Foto entstanden! Besichtigung war leider nicht möglich, die Tore waren geschlossen.

Wiederum hatten wir zwei traumhafte Tage im herrlichen Salamanca und können es nur jedem ans Herz legen, der in diese Gegend kommt.

Wir freuen uns sehr über eure vielen Kommentare, danke fürs Begleiten und seid herzlich gegrüßt von euren Weltenbummlern

Barbara & Paul

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3 Antworten zu Salamanca, ein Kleinod auf der Silberstraße Spaniens

  1. Renate Kirchgäßnerati sagt:

    Hallo ihr Weltenbummler!
    Salamanca ist mehr als eine Reise wert, Mathias schwärmt auch davon. Es ist eine sehr beeindruckende Stadt. Mit den fantastisch Fotos und dem kurzweiligen Reisebericht, bekommt man Lust diese Stadt zu besuchen.
    Wir wünschen Euch weiterhin viel schönes und interessantes Renate und Rudi 😘 😘

  2. Gabriele Stöver sagt:

    Liebe Barbara und Paul, es ist ein Vergnügen, euch auf eurer Reise visuell zu begleiten. Wie immer, informative und unterhaltsame Berichte und schöne Fotos von großartigen Highlights. Das weckt unser Reisefieber:) Wir sind schon gespannt was folgt und freuen uns auf eure weiteren Erlebnisse. Gute Weiterreise! Gabi & Gerrit

  3. Renate Kirchgäßnerati sagt:

    Hallo Ihr Weltenbummler!
    Salamanca ist mehr als eine Reise wert, einfach wunderschön, das bestätigt auch Mathias.
    Die interessanten, exklusive Fotos von Paul und der
    kurzweilige, begeisterte Berich von Barbara, weckt Lust auf diese Stadt.
    Wir wünschen Euch noch viele schöne Erlebnisse
    Renate und Rudi 😘

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