Konnitschi-wa, liebe Blogfreunde,
was sollen wir sagen, unsere Reise bleibt gigantisch und Tokyo setzt allem die Krone auf. Vor fünf Tagen sind wir angekommen. Im Moment sitzen wir in unserem Hotelzimmer und versuchen, den ersten Teil von Tokyo in Wort und Bild zu erfassen. Lasst uns noch schnell das japanische Fast Food verdrücken, das wir uns in unserem Hotelkomplex gekauft haben.
So, jetzt sind wir FastFood-gestärkt wieder da!
Eigentlich hatten wir keine bestimmte Vorstellung von der Stadt, nur die Bilder im Kopf, die man so kennt und haben uns riesig darauf gefreut, alles zu entdecken. Ein wenig Skepsis hatten wir mit der Tatsache, den ersten Weg vom Flughafen zu unserem Hotel alleine meistern zu müssen. Es ist ca. 60km entfernt vom Airport Narita, in der Tokyo Bay gelegen. Von Tokyotern erfuhren wir, ein Taxi könne bis zu 300 Euro kosten, darauf wollten wir uns nicht einlassen – und das Abenteuer lieben wir auch. Also dann: öffentliche Verkehrsmittel. Nachdem die Einreiseformalitäten erledigt waren und wir unsere Koffer hatten schauten wir uns kurz an, holten tief Luft, lachten und sagten: so, jetzt gilt’s.
Die ganze Geschichte zu erzählen würde zu weit führen, aber mit Hilfe eines Planes von einer Freundin und lauter netten, hilfsbereiten Japanern schafften wir es tatsächlich mit (unumgänglichem) dreimaligen Umsteigen und liefen nach zweieinhalb Stunden strahlend in unser Hotel ein. Perfekt geschafft!
Wir wohnen in einem Hotel auf Odaiba, einem recht neuen Stadtteil, der durch Aufschütten von Land in der Bucht von Tokyo entstanden ist. Wunderschön! Schon die Fahrt entlang der Bucht mit Blick auf die beleuchteten Hochhäuser und die Rainbow-Bridge – einmalig! Das war ein königlicher, oder sollen wir hier sagen, kaiserlicher Empfang für uns.
Zur ersten Sigthseeing-Tour hatten wir fachkundige Unterstützung. Franzi, eine Freundin unseres Sohnes und dessen Lebensgefährtin holte uns im Hotel ab und wir stürzten uns alle drei voller Vorfreude in diesen Tag.
Akihabara, das Technikmekka mit der größten Auswahl an allem Technischen in der Welt, sowie Manga-Zentrum. Mangas sind die japanischen Comic-Bücher, -Spiele, -Videos, -Shirts und überhaupt ist das der Superhit! Wir laufen durch die Kaufhäuser und Geschäfte – und staunen erstmal über die Enge. Wir erwarteten riesige Kaufhäuser mit glitzernden Ausstellungen, aber nein. Enge, vollgepfropfte Regale, viele unzählige Stockwerke übereinander und Hochhaus neben Hochhaus. Dann die Spielhöllen, eng, rauchig und laut. Was sage ich! Laut ist kein Ausdruck, wir hatten Bedenken um unser Trommelfell!
Auch die Mangas – ich glaube es müssen Millionen von Taschenbüchern und DVDs sein, die sich da in den Regalen stapeln, es ist unfassbar! Dazu gehört laute Musik, marktschreierische Anbietung von Waren, Menschen über Menschen, die sich durch die Gänge schlängeln, ich kann es keinesfalls beschreiben – das muss man erlebt haben.
Unser nächster Wunschpunkt ist die berühmte größte Kreuzung der Welt am Bahnhof von Shibuya, die sogenannte Alle-gehen-Kreuzung (heißt tatsächlich so!), bei der tausende von Menschen auf einmal die Kreuzung überqueren – und zwar nicht nur von einer auf die andere Seite, sondern auch diagonal und das alles von fünf Seiten gleichzeitig. Der gesamte Autoverkehr wird angehalten und dann strömen die Menschen sich auf dieser Kreuzung entgegen. Nach vielen Fotos und mehrmaligem Hin- und Hergehen haben wir uns ins Starbucks-Café im 1. OG eines der Eckhäuser gesetzt, um das ganze nochmal in Ruhe von oben zu betrachten. Man kann stundenlang zusehen!
Und hier nochmal von oben: VORHER (bei rot):
NACHHER (bei grün):
Auch unser gemeinsames Sushi-Essen war der Hit! Franzi lotste uns in ein Lokal, das ist einfach der Hammer! Jeder bestellt seine jeweilige Sushi-Portion an einem iPad, das er vor sich hat, dann kommt das Essen angefahren, man nimmt es vom Laufband und schickt den „Transporter“ wieder zurück in die Küche. Herrlich! Wir hatten jedenfalls viel Spaß und geschmeckt hat es L E C K E R !
Liebe Franzi, es war ein total schöner Tag für uns, an dem wir soooo viel über die Japaner gelernt und erfahren haben wie es wohl mit keinem Reiseleiter der Welt möglich ist. Vielen Dank fürs Kümmern!
Am nächsten Morgen haben wir schon beim Frühstück das Leben und Treiben um das Hotel herum beobachten können, da an diesem Wochenende Messe war. Das, was uns Franzi schon von der Rushhour am Morgen erzählte fiel uns nun auch hier gewaltig auf. Alle Männer (sagen wir 96%) gehen im schwarzen Anzug mit weißem Hemd zur Arbeit und alle Frauen mit schwarzem oder grauem Kostüm und einem meist grau oder beigefarbenen Trenchcoat drüber. Es sieht aus wie in einem Science Fiction die ferngesteuerten nach einem einzigen Modell gefertigten Menschen-Roboter. Als wir dann später in den Zug stiegen, dachten wir, wir seien jetzt mittendrin im Film. Auch da genau diese in beschriebener Art und Weise gekleideten Menschen, jeder schaut ernst nach unten.
Ach, was könnte ich noch alles erzählen, das führte jedoch zu weit. Um in die Einzelheiten zu gehen müssen wir uns zu Hause treffen. Wer Interesse hat meldet sich bei uns zu einem Fotoabend an und bringt einfach ein gutes Fläschchen Rotwein mit.
Wir sind auch gerne wieder auf Tour mit den verschiedenen Zuglinien, von denen es nicht nur den Yurikamome (die Lachmöwenlinie) gibt, sondern unzählige andere, die nur zum Teil kompatibel mit dem Ticket sind und dann gibt es auch noch die Metro und den Shinkansen und und und … aber alle haben eines gemeinsam: sie sind auf die Sekunde pünktlich. Wir sind fasziniert! Und fahren im 5-10-Minuten-Takt. Die Japaner sind beim Ein- und Aussteigen ausgesprochen diszipliniert, stehen auf der Rolltreppe nur links, im Zug sind sie mit dem Handy beschäftigt oder schlafen.
Zurück zu unserer Tour. An diesem Tag wollten wir, übrigens bei strahlendem Sonnenschein, zu Fuß über die berühmte Rainbow-Bridge laufen. Ein tolles Panorama rechtfertigt den weiten Weg. Die Fotos sprechen ihre eigene Sprache.
Dann lockt der Ueno-Park (der erste öffentliche Park Japans) mit seinen Tempeln und Schreinen, unter anderem dem Kiyomizu-Kannon-Tempel, der den Stadtteil vor bösen Geistern schützen soll, einem See auf dem man Boot fahren kann und unzähligen Picknick-Plätzen, die bei der Kirschblüte sehr begehrt sind – und was soll ich sagen? Die erste Kirschblüte!! Ist das möglich? Ja! Die erste Kirschblüte in Japan. Dass wir das schon in Tokyo sehen ist unbeschreiblich schön. Und prompt sind auch die Picknicker schon unterwegs, sodass wir erahnen können, was bei voller Blüte hier los ist.
Auf dem Weg zu dem See haben sich lauter Verkaufsstände mit Leckereien angesiedelt, von deren Angebot wir uns auch bald einige einverleibten.
Und dann entdeckten wir ja noch ein echtes Kuriosum. Es gibt mit weißen Linien vorgezeichnete, kleine Picknickplätze auf Beton, die kann man zur Hochsaison buchen, dann hat man seinen Platz reserviert. Tja, wo so viele Millionen Menschen leben muss eben irgendwie vorgesorgt werden können.
Dann hatten wir die Idee, auf dem Weg zurück in der Haupt-Bahn-Station ‚Tokyo-Bahnhof‘ auszusteigen und diese mal anzuschauen. Es handelt sich nämlich um einen kilometerlangen, dreistöckigen, unterirdischen Komplex mit tausenden von Geschäften und Restaurants, der links und rechts von zwei Wolkenkratzern flankiert wird. Diese Station ist so groß, dass wir uns verlaufen hatten und den Weg zurück zu unserer Bahnlinie erst nicht fanden. Aber auch hier trafen wir wieder einen netten Japaner, der auch noch zwei Jahre in München gelebt hatte, und uns prompt ein Stück auf den richtigen Weg begleitete.
Der nächste Tag war geprägt von Besichtigungstouren einiger interessanter Zentren, wie dem megamodernen Viertel Daiba, unter anderem mit seinem Megakaufhaus, vor dem ein 18m hoher Roboter steht. Angeblich interaktiv, was wir nicht erlebt haben.
Auch Shibushi mit seinen vielen kleinen Restaurants und kleinen und größeren Kaufhäusern haben wir durchlaufen und immer wieder die Fahrt mit den verschiedenen Zuglinien genossen, deren Bezahlsystem auch so einfach ist. Wir haben auf Empfehlung von Franzi eine aufladbare Karte gekauft, diese wird beim rein- und rausgehen gescannt und abgerechnet. Reicht das Geld nicht kommt ‚rot‘ und man muss nachzahlen. So ist es egal, ob man den richtigen Betrag gewählt hat, denn es wird ja auf jeden Fall nochmal kontrolliert, ohne dass es als rechtswidrig erscheint.
Am nächsten Tag nun kamen wir zu der Reisegruppe dazu und dabei ist natürlich super, dass ausführliche, interessante Erklärungen des Reiseführers bequem viel Wissen vermitteln. Darüber erzählen wir aber im nächsten Bericht, wir verabschieden uns für heute, denn morgen früh geht es für uns raus aus Tokyo auf unsere Rundreise über Hiroshima und Kyoto.
Ein herzliches Sayonara,
eure Weltenbummler
Barbara & Paul
Hallo Barbara und Paul,
habe mir heute Zeit genommen (Wetter schlecht) die ganzen Berichte nachzulesen, muss in den Aufenthaltsraum, bekomme im Zimmer kein Internet. Tokyo ist wirklich eine interessante und lebhafte Stadt. Glückwunsch zur Leistung mit öffentlichen Verkehrsmittel zu fahren und das mit dem Koffer 🙂 Viel Spaß bei Eurer geführten Rundreise, wir erleben nicht so viel Renate und Rudi