Von Meerestieren, Freibeutern und dicken Stadtmauern – Bretagne

Liebe Freunde unseres Blogs,

heute werden wir zuerst mal unser Rätsel auflösen, das wir euch gestellt haben. Es haben zwei Leser gelöst, alleine die richtige Idee genügte uns. Und wir freuen uns, dass doch einige mitgeraten haben!

The Winners are: Helmut und Alexander! Herzlichen Glückwunsch!

Die Lösung ist: es sind Schieferplatten, die als Belag der Hänge-Brücke zur Burg von König Arthur, Tintagel, verwendet wurden. Absolut faszinierend. Hier erst nochmal das Rätsel-Foto und dann die Brücke:

Inzwischen haben wir den perfekten Platz für unser WoMo zum Besuch des Mont-Saint-Michel gefunden, nämlich im 9km entfernten Pontorson. Von dort aus kommt man auf einem wunderschönen Fahrradweg entlang des idyllischen Flüsschens Couesnon direkt zum Mont-Saint-Michel und hat ihn bereits auf der gesamten Strecke im Blick. Magisch, auch wenn der bretonische Gegenwind zwischendurch alle Kraft erfordert. 😉

Wir waren bereits zweimal hier, haben ihn aber noch nie so überfüllt erlebt wie heute. Hier in der Bretagne sind auch schon unglaublich viele Wohnmobile unterwegs. Die Wohnmobilisten unter euch kennen das sicher, wenn man sich auf der Straße begegnet, grüßt man sich kurz durch Handzeichen. Hier bräuchten wir fast eine chinesische Winkekatze um alle zu begrüßen.

Vielleicht geht es dem ein oder anderen auch so, wir stellen immer wieder fest, dass die großen Sehenswürdigkeiten dieser Welt inzwischen so überlaufen sind, dass die eigentliche Schönheit und Atmosphäre fast schon wieder verloren geht. Jeder einzelne hat unser Verständnis, aber die Masse schreckt uns doch ein wenig. Vielleicht sollte man die Besucherströme ein wenig lenken. Nun, ja, wir genießen dennoch, dass wir nochmal hier sein können, freuen uns aber sehr, dass wir den Mont-Saint-Michel schonmal in ruhiger, mystischer Atmosphäre erleben durften.

Der Bischof von Avranches, Aubert, lässt im Jahr 708 auf dem Mont-Tombe ein Heiligtum zu Ehren des Erzengels errichten. Bald wird der Berg zu einem bedeutenden Wallfahrtsort. Im 10. Jh. siedelt der Herzog der Normandie hier Benediktinermönche an und unterhalb entsteht ein Dorf, das sich im 14. Jh. bis zum Felsen ausdehnt. Eine Kirche auf der Felsspitze, ein vertikales Kloster darunter und ein Dorf drumherum.

Aber neben den topografischen Zwängen beeinflussten auch die wichtigen Grundsätze des klösterlichen Lebens die Organisation der Gebäude. Die Mönche gehorchten der Regel des Heiligen Benedikt (erlassen im 6. Jahrhundert von Benedikt von Nursia für seine Abtei Monte Cassino in Italien), die Gebet, Arbeit und Leben im Kloster regelt. Somit wurden die Räume entsprechend angelegt, um das Leben der Klostergemeinschaft, den Tag mit Gebet und Arbeit zu verbringen, zu ermöglichen.

Der Mont-Saint-Michel ist während des Hundertjährigen Krieges ein uneinnehmbarer Festungsplatz und ein gutes Beispiel der Militärarchitektur. Seine Befestigungsanlagen hielten allen englischen Angriffen stand, sodass der Mont-Saint-Michel zu einem Symbol der Nationalidentität wurde. Nach der Vertreibung der Mönche während der Französischen Revolution wurde die Abtei bis 1863 als Gefängnis genutzt. Seit 1979 ist der Mont-Saint-Michel eine UNESCO-Weltkulturstätte.

Den Besuch der Kathedrale haben wir aufgrund der langen Wartezeit zunächst gecancelt, uns dann aber doch noch dazu entschlossen (mit ca. einer dreiviertel Stunde Wartezeit). Diese enorme Größe auf der Spitze dieses Berges, es ist einfach ein einmaliges Erlebnis, das man sich halt erarbeiten muss. 😉

In den Gemäuern der Mönche fällt eine dicke Kette, von einem Holzrad angetrieben an der Außenwand nach unten. Auf diese Weise wurden die Gefangenen mit Essen und Wasser versorgt.

Nebenbei hat man einen herrlichen Blick auf den Strand – momentan können wir bei Ebbe ganze Schulklassen zu Wattwanderungen aufbrechen sehen.

Zu neuen Ufern globetrotteln wir am nächsten Tag auf einen Platz in der Nähe von Cancale. Wir möchten unbedingt mal wieder unseren Roller auf der engen Küstenstraße genießen. Ein Ausflug in das bekannte Saint-Malo bietet sich an – bei strahlend blauem Himmel!

Die Altstadt ist von dicken, hohen, komplett begehbaren Granitmauern umgeben. 

Von der Stadtmauer aus entdecken wir ein Meeresschwimmbad. Mit Sprungturm. Das haben wir noch nirgends gesehen.

Fast ganz haben wir die Stadt auf der Mauer umrundet – das gibt ein Sternchen in unserem Sportprogramm.

Das Städtchen war einst eine Hochburg für Freibeuter (vom König gebilligte Piraten). Bestimmt haben sie mit genau dem Schiff, das am Hafen liegt, ihre Beutezüge begangen – und wir stehen staunend und mit vielen Ideen im Kopf, wie es wohl an Bord zuging, davor.

Am Abend nehmen wir uns noch leckere Gambas mit ‚nach Hause‘ und lassen es uns gut gehen. 🙂

Am nächsten Tag rollern wir nach Cancale, leider nun mal bei kühleren Temperaturen, da die Sonne fehlt und der Wind kräftig auffrischt. Bretagne halt!

„La Site remarquable du goût“, Cancale ist als Ort mit besonders schmackhaften Spezialitäten ausgezeichnet. Die Kenner unter uns wissen es, es ist bekannt für seine ganz besonderen Austernzuchten. Wie wir gelesen haben verleiht der Planktonreichtum der Bucht des Mont-Saint-Michel ihnen wohl ihren typischen Geschmack. Trotz der vielen Restaurants am Hafen und obwohl wir eigentlich gar keine Austernesser sind, suchen wir den Austernverkauf „über die Straße“ in den blau-weiß-gestreiften Zelten. Hier, aber wirklich NUR HIER, essen wir Austern, haben wir auch bei unserer Bretagne-Reise mit guten Freunden schon gemacht (herzliche Grüße an Karola und Arno!🦪). Es ist so urig, auf den Kaimauern  sitzend, die Schalen werden einfach an den Strand geworfen, die Möwen warten geduldig auf ihren Anteil aus den Schalen und die Teller gehen wieder zurück zu den Händlerinnen und Händlern. Und, by the way, bereits die Römer aßen hier Austern!

Den Status als Stadt erwarb sich der Ort durch die Belieferung des Königshofes mit Austernkörben … und Seeleuten. Die machten sich nämlich im 19. Jahrhundert auf nach Neufundland und überließen ihren Ehefrauen die Leitung des Marktes und des Handels. Ihnen zu Ehren steht ein Denkmal in der hoch gelegenen Altstadt, offensichtlich haben sie das Geschäft hervorragend betrieben.

Am Beispiel des hiesigen Ortsschildes können wir euch auch noch eine kleine Besonderheit erzählen, die uns bereits in der Normandie aufgefallen ist. Manch ein Ortsschild hängt falsch herum. Nachdem uns diese Kuriosität mehrfach begegnet ist, googeln wir. Es handelt sich hierbei um eine Protestaktion der französischen Jungbauern gegen behördliche Auflagen. Inzwischen wurde das wohl auch in Deutschland nach gemacht.

Wir werden nun auch die kommenden Tage in der Bretagne verbringen, weiter „globetrotteln“ oder auch „weltenbummeln“ (auch gut, oder?) und euch davon erzählen. Natürlich bebildert! Mein Chef-Fotograf sitzt gerade an seiner heutigen „Ausbeute“, um die schönsten Aufnahmen für euch zu sichten. Das Wetter verändert sich gerade, Bretagne-Wetter wird die nächsten Tage bestimmen, aber wir sind wie immer zuversichtlich und haben die Sonne im Herzen. 🌦️

Es grüßen euch ganz herzlich eure Weltenbummler Barbara & Paul

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2 Antworten zu Von Meerestieren, Freibeutern und dicken Stadtmauern – Bretagne

  1. Arno und Karola sagt:

    Wir erinnern uns sehr gerne an unsere gemeinsame Bretagne-Tour mit dem Wohnmobil! Mont-Saint Michel und vieles mehr. Natürlich auch Cancale – die Austern waren köstlich 😋. Wir wünschen euch weiterhin ganz viele Erlebnisse und grüßen euch herzlich aus Bella Italia 😍 Karola und Arno

  2. Gabriele Fuchs sagt:

    Danke …ähh merci naturellement 😉 für die detaillierten Aufnahmen des Mont-Saint Michel. Mir ward einst nur der Anblick als ferner Ausblick gegönnt, Cancale jedoch….ich genieße mit eurem Reisebericht gleichzeitig die Reminiszensen an meine lange zurückliegende Reise. Damals so ganz ohne Direktbilder, aber immer mit bleibenden Eindrücken und Begegnungen.
    à bientôt!
    Gaby

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