Hallo liebe Blogfreundinnen und Blogfreunde,
schon sind wir wieder an der Küste unterwegs zum heute sturmumtobten und von Schauern übergossenen Leuchtturm am 70m über dem Meer aufragenden Cap Fréhel. Das Cap ist der Star der Côte d‘Emeraude, der Smaragdküste, wie unser Reiseführer schreibt. Und: wir dürfen sogar gegen einen kleinen Obolus die Treppe im Leuchtturm hoch und haben nun, trotz Regen und Sturm, einen traumhaften Rundumblick.
Das Kap ist ein herrlicher Platz für Vogelkundler, da hier Papageientaucher, Kormorane und Silbermöwen die Klippen bevölkern. Es ist ein anerkanntes Vogelschutzgebiet. Selbst ohne Fernglas ist es ein großer Spaß, die Vögel zu beobachten, wie sie den starken Wind als Aufwind nutzen und damit Spielen, plötzlich vor uns auftauchen. Das Landen am Felsen ist allerdings umso schwieriger, aber sie meistern es bravurös.
Wir können uns gut in sie hineinversetzen, kämpfen wir doch bei diesem böigen Wetter mit den gleichen Schwierigkeiten und laufen zügig wieder zurück zu unserem windstillen Wohnmobil-Innenraum.
Wir sind froh, dass wir diesmal die Fenster alle geschlossen hatten. Ich glaube, ich habe es gar nicht erzählt, aber bei einer Küstenwanderung in Wales hatten wir ausgerechnet an dem einen Tag, an dem es einen richtig heftigen Schauer gab, vergessen die Dachluke über unseren Betten zu schließen … mehr brauche ich nicht zu sagen. Allerdings hatten wir solch ein Schweineglück, es ging alles in der Mitte nieder, wo nur eine kleine Matratze so richtig naß wurde. 🙂
Auf dem Weg nach Paimbol fiel uns eines der besonderen bretonischen Kreuze auf, ein Calvaire. Diese stehen auf oder neben fast allen Friedhöfen.
Unser nächstes Ziel ist ein ehemaliges Mönchskloster, das in einer wirklich herrlichen Umgebung erbaut wurde – direkt zwischen dem Meer und einem dichten Wald. Die Abtei Beauport wurde im Jahr 1202 mit Unterstützung eines Grafen gegründet, der das Land zwischen der Mündung des Correc und einer Sumpfgegend zur Verfügung stellte. Wie wir erfuhren, ließen sich dort Mönche der Abtei von Avranche nieder.
Schon damals ausgestattet mit päpstlichen Privilegien, begannen sie 1203 mit dem Bau des Klosters, das eine seiner Blütephasen im 13. und 14. Jahrhundert hatte. Nach dem Verfall und Plünderungen in den nächsten Jahrhunderten wurde dieses herrliche Kleinod erst im 18. Jahrhundert durch die Aufnahme als Kulturerbe wieder restauriert.
Die durch ihre doppelte Funktion, den Empfang der Pilger und als maritimes Handelszentrum geprägte Abtei im gotischen Stil war ein mächtiges Gebäude, mit einem Rosengarten und den zum Teil von Bauern der Gegend mit bewirtschafteten Obstgärten und einem geschützten kleinen Hafen. Im 20. Jahrhundert wurde das außerhalb der Klosteranlage gelegene Herzogsgebäude in eine Apfelweinkellerei umgewandelt.
Die Ruinen des Klosters entführen uns in die Welt der Mönche, ihrem Speisesaal, dem Kräutergarten in der Küche, dem Kreuzgang und der Kirche. Vom Kreuzgang aus kann man bis aufs Meer blicken. Ein für uns fast mystischer Ort, die Ruhe, die Natur und die mächtigen Mauern beeindrucken uns sehr.
Eine Ausstellung von François Dewisme, Keramiker und Töpfer aus Wirwignes, ergänzt die Stimmung mit seinem Nomadenstamm in perfekter Weise, wie wir finden. Er verbrachte fünf Jahre damit, diese menschengruppen Figuren zu modellieren.
Ein anschließender kurzer Ausflug in das dazugehörige Städtchen Paimbol hat uns einen Bummel durch die romantischen Gassen beschert.
Die Küsten der Bretagne sind ebenso beeindruckend wie die von Wales. Durch die hohen Klippen, die den fast erhabenen Blick in die Weite ermöglichen ebenso wie die dadurch entstandenen kleinen oder großen Buchten mit entsprechenden Sand- oder Felsstränden, zu denen man häufig hinunterklettern kann. Oder auch das Spiel der Gezeiten, die auch hier eine enorme Menge an Wasser bewegen und bei Ebbe den so typischen, salzigen, besonderen Geruch nach Meer und Algen freilegt und aufgrund der Weite ein Gefühl von Freiheit entstehen lässt. Eine kleine Wanderung bestätigt unsere Beschreibung eindrucksvoll.
Unsere nächste Küste allerdings ist nochmal etwas ganz besonderes. Fast jeder von euch wird sie kennen: die „Côte de Granit Rose“, an der das Meer nicht nur unglaublich große Felsformationen geformt hat, die nicht nur unsere Phantasie bis ins Unendliche angeregt haben, sondern bereits vor Ort mit Namen versehen wurden.
Napoleons Hut zum Beispiel, den zu finden uns übrigens aufgetragen wurde und wir haben es geschafft! Herzliche Grüße an Nini von dieser Stelle! 😉
Der Name hat übrigens gleich zwei Bedeutungen. Einerseits sieht die Formation einfach genau so aus und andererseits handelt es sich bei dem Namen um ein Codewort im Zweiten Weltkrieg. Die Frage „Le chapeau de Napoleon, est-il toujours a Perros-Guirec?“ („Ist Napoleons Hut noch immer in Perros-Guirec?“) wurde als Code der BBC in London verwendet, um der Résistance das Signal zum bewaffneten Aufstand gegen die deutsche Besatzungsmacht in der Bretagne zu geben.
Aber das ist ja noch nicht alles! Diese Felsen wurden als i-Tüpfelchen obendrauf von einem Zufall der Entstehungsgeschichte auch noch rosa gefärbt! Weltweit gibt es nur drei Küsten aus rötlichem Granit! Eine in China, eine auf Korsika und diese hier in der Bretagne. Sie ist nämlich nur aus einer „Verunreinigung“ heraus entstanden. Granit besteht aus drei Hauptmineralien. Der Feldspat ist normalerweise weiß, aber an dieser Küste haben sich Verunreinigungen durch Hämatit in das Kristallgitter des Feldspates gemischt, das uns heute eben diese hübsche rosa Farbe beschert.
Und meinem Lieblingsfotografen unendlich viele Fotos … hier nur eine „kleine“ Auswahl.
Von der Nordküste der Bretagne begeben wir uns nun an die Südküste nach Concarneau. Dort möchten wir die Altstadt bestaunen und auch ein paar Orte der bekannten Krimi-Serie mit Kommissar Dupin besuchen. Auf dem Weg dorthin besichtigen wir bei Carnoët jedoch erst noch ein gigantisches Projekt, das uns staunen lässt. Es handelt sich um ein Projekt, bei denen aus den 7777 Heiligen der Bretagne 1000 ausgewählt wurden, um sie als ca. vier Meter hohe Granitskulpturen über einem Hügel zu verteilen. Die Künstler arbeiten vor Ort und haben bislang ca.120 Figuren erschaffen. Ein beeindruckendes Kunstwerk, das viele Besucher in diese Gegend lockt. Bereits am Eingang werden wir von zwei übergroßen Heiligen-Statuen empfangen:
In Concarneau haben wir einen Stellplatz gefunden der zwar nicht besonders schön und gut besucht war, aber von dem aus wir die Stadt auf ganz besondere Weise besuchen können. Ein Viertelstündchen Fußmarsch an der Küste entlang führt direkt zu einer Barkasse, die uns (also nicht nur uns, sondern jeden) für einen Euro in die Altstadt übersetzt. Herrlich. So lassen wir uns kurz den Wind um die Nase wehen, um dann in die schmucke Altstadt einzutauchen.
Beim Bummel über den riesigen Markt finden wir noch das ein oder andere, vor allem die großen, saftigen Kirschen haben es uns angetan. Es gibt wirklich alles und wir bedauern, dass wir zu Fuß hier sind und unsere Vorräte hier nicht auffüllen können.
Auch die Markthalle ist sehenswert mit seinem Angebot an Fisch und Meeresfrüchten. Kein Wunder, dass Kommissar Dupin so gerne hier ist und neben den Ermittlungen seinen Espresso gerne am Hotel an der Ecke trinkt, gegenüber des Hafens.
Die Polizei-Dienststelle konnten wir nicht definitiv finden, da wir die Serie nicht regelmäßig geschaut haben. Aber wir vermuten dieses Gebäude. Vielleicht kennt sich ja jemand von euch gut aus und kann uns weiterhelfen.
Dieses Concarneau ist ein Städtchen, bei dem ich mir vorstellen kann, dass die Menschen hier gerne leben. Es ist nicht zu groß, aber man hat dennoch alles.
Gerade werden übrigens überall Musik-Sessions vorbereitet, denn, wie wir gerade erfahren haben, ist heute das ‚Fête de la Musique‘, das traditionell am Sommeranfang stattfindet. Da wir den Hintergrund dieses Musikfestes (noch) nicht kannten und gerade dicke Wolken aufzogen, machten wir uns wider Willen lieber auf den Rückweg.
Erst im Nachhinein haben wir im Gespräch erfahren, dass es sich um ein inzwischen weltweites Musikfestival handelt, das an allen öffentlichen Plätzen kostenfrei Musik bietet. Es muss eine wunderschöne Atmosphäre gewesen sein, falls es nicht doch noch geregnet hat.
Das erste offizielle ‚Fête de la Musique‘ fand übrigens am 21. Juni 1982 in Paris statt. Im Jahr 1981 vom damaligen Kulturminister Jack Lang ins Leben gerufen wird es seitdem immer populärer und wurde zum Beispiel im Jahr 2022 in rund 1300 Städten, darunter die Hälfte in Europa, gefeiert. Ich weiß das gesichert inzwischen zumindest mal von Schwetzingen und der Mathildenhöhe in Darmstadt. 😉
Frei nach dem Motto „Man kann nicht alles haben im Leben, wo sollte man es auch hintun?“ (von meiner Lieblingsverwandtschaft in Eisenach „stibitzt“ ;)) haben wir es halt verpasst. Nächstes Jahr ist auch wieder ein „Fête de la Musique“ – wo auch immer wir da sein werden!
Uff, jetzt brauchen wir, bevor wir uns auf die Heimreise machen, mal ein paar Tage Urlaub! Und das geht ganz bestimmt besonders gut auf der Halbinsel Quiberon, die laut Reiseführer mit 2000 Sonnenstunden im Jahr selbst der Côte d‘Azur die Stirn bieten soll.
Davon und vom Abschied aus der Bretagne berichten wir beim nächsten Mal, seid ganz herzlich gegrüßt,
euere Weltenbummler Barbara & Paul
Auch diesmal lass ich wieder ein paar Erinnerungsseufzer da und schaffe gleich noch eine Verbindung nach MV, denn auch im Nachbarort Neustrelitz wird , na ja wurde, die
‚Fête de la Musique‘ gefeiert. Leider gleichzeitig mit der Mittsommer – Remise, also auch hier ein sommerliches Luxusproblem der kulturfreundlichen Ereignisse…..
Gute Weiterreise wünscht die Dauerbegleiterin :-))