Der dritte und letzte Tag führte uns nun 1.100 Höhenmeter bergab – und das durch den Dschungel! Farne, Bananenbäume, Kaffeepflanzen, Obst, Paprika, Avocados und dazwischen wunderschön blühende Blumen. Auch kam bald die Sonne raus und wir genossen einfach nur noch die Natur!
Mittags kamen wir dann in dem Dörfchen an, wo wir zur Eisenbahnstation Inka-Rail abgeholt wurden. Während des Mittagessens im Innenhof eines Bauernhofes (in der Küche liefen ca. 20 Meerschweinchen durch die Gegend – nein, wir haben keines gegessen – also, diesmal nicht…) nutzten wir die Zeit, die Schlafsäcke in der Sonne zu trocknen.
Dann hieß es wieder, Gepäck aufladen und über die holprige Schotterstraße zur Bahnstation und mit einem wunderschönen Panorama-Zug nach Aguas Calientes, dem Ausgangsort zur Besichtigung von Machu Picchu, der wohl berühmtesten Inka-Stätte der Welt, dem Highlight eines jeden Peru-Reisenden. Auch wenn die Straße ab und zu unter Wasser stand…
Die Fahrt mit dem Panoramazug Peru-Rail:
Am Bahnhof Aguas Calientes angekommen:
Um 5.00h war frühstücken angesagt, damit wir uns rechtzeitig, leider noch bei Nieselregen, in die Schlangen der Machu Picchu-Touristen einreihen konnten, die tatsächlich schon zu Hunderten auf die Busse warteten.
Oben angekommen hieß es nochmal in Schlange stehen, aber dann war es endlich soweit: Sophie und Rigoberto führten uns mit interessanten Erklärungen durch die sagenumwobene, mystische Ruinenanlage. Unsere Erwartungen wurden – trotz oder gerade wegen (?) des noch vorhandenen Nebels – übererfüllt!!
Egal von welchem Blickwinkel aus blieben uns beim Anblick der Anlage Mund und Augen offen stehen. Die Erklärungen zeigten wiederum, dass alles, was man weiß, nur Spekulation bleibt, weil die Inkas noch nichts schriftlich dokumentiert haben. Alle Informationen sind gemischt aus dem Wissen von Archäologen und den, vielleicht entsprechend „gefärbten“, Dokumentationen der Spanier, die dieses Land im 16. Jahrhundert überfielen und viele historischen Bauten und heilige Stätten zerstörten und aus Gold gefertigte Heiligtümer einfach einschmolzen.
Aufgrund dieser Tatsache bleibt aber eben diese Mystik, denn der Interpretationsspielraum, warum die Inkas irgendetwas so oder so gemacht haben, ist groß – und auch wir waren voller Eifer dabei, Erklärungen zu finden. Schon auf dem Vilcabamba-Trek fing es an, als wir große, offensichtlich bearbeitete Steine auf unserem Zeltplatz fanden… wer weiß, vielleicht hätten wir doch noch weiter graben sollen… Erst vor einigen Monaten wurde z.B. am Berg gegenüber von Machu Picchu ein alter Inkapfad entdeckt, der sich jetzt gerade in Rekonstruktion befindet!
Genießt einfach die folgenden Fotos:
Nach eingehender Besichtigung hatten wir noch die Möglichkeit, den gleichnamigen, 500m höheren Berg Machu Picchu, zu besteigen. Eigentlich wollten wir lieber noch die Mystik der Anlage genießen, aber dann entschieden wir uns, aufzusteigen, um noch einen der wunderschönen Blicke von oben auf die Anlage zu erwischen. Als jedoch ca. 100m vor dem Gipfel der Blick auf die Anlage für mich mehr als perfekt war und der Weg, übrigens aus lauter ungleichen Treppen bestehend, enger und steiler und ungesichert wurde, streikte ich. Dafür würde ich so viel Zeit benötigen, die ich lieber auf der Anlage verbringen wollte. Paul aber packte nun doch noch der Ehrgeiz, den Gipfel im Buch des Erreichten eintragen zu können.
Er tat dies im Eiltempo, sodass wir bald gemeinsam auf einer der perfekt angelegten, typischen Terrassen saßen und uns immer wieder gegenseitig versicherten, dass wir tatsächlich in Peru mitten auf Machu Picchu sitzen, die Stadt, die zu ihren Hochzeiten bis zu 1000 Menschen beherbergen und versorgen konnte. Und entdeckt wurde sie nur, weil ein Bauer irgendwann Anfang des vergangenen Jahrhunderts einem Reisenden Archäologen namens Hiram Bingham von diesem Ort erzählte, in dem er seit Jahren mit seinem Sohn lebte…
Hiram Bingham war eigentlich auf der Suche nach der Inkastadt Vilcabamba, in die sich im Jahr 1536 Inkas geflüchtet haben sollten, als Pizarro Cuzco einnahm (heute vermutet man Vilcabamba 35km weiter im Dschungel).
Am nächsten Tag geht’s zurück nach Cuzco, es bleibt uns nur noch der eine Nachmittag in dieser so tollen Stadt!!!! Sophie ist freundlicherweise bereit, mit uns eine kleine Besichtigungstour durch die Stadt zu machen, so gewinnen wir noch einen etwas konkreteren Eindruck von der Fülle der interessanten Geschichte, der Gebäude und eines spannenden Szene-Viertels.
Paul & ich müssen dann leider noch los, einen neuen Koffer zu holen, unsere Gepäck-Geschichte dieser Reise würde einen extra Artikel ausmachen, aber davon zu Hause…Wir nahmen ein Taxi zu einem etwas entfernten, uns dafür empfohlenen Markt, was natürlich dennoch keine verlorene Zeit war, sondern einfach noch ein extra Erlebnis im nicht so historisch aufbereiteten Cuzco.
Zum Abschiedsessen hatte Paul sich von Sophie gewünscht, unbedingt noch Meerschweinchen ausprobieren zu wollen und so buchte sie uns im ‚Kosikuy‘ einen Tisch und bestellte für ihn das Menu. Der Ober servierte es auf besondere Weise: „ Dies ist Juanita und sie wurde drei Monate alt“ – und auf dem Teller lag ein komplettes Meerschweinchen, die Füße von sich gestreckt, mit einer Paprika zwischen den Schneidezähnen. Paul ließ sich den Geschmack aber davon nicht verderben und verspeiste ‚Juanita‘ mit Genuss!
Nachdem wir alle zusammen noch einen Pisco, das Nationalgetränk der Peruaner, in einem interessanten Lokal zu uns genommen haben (die Tische bestanden aus Badewannen, in denen Fische schwammen…), ging‘s ans Verabschieden und wir trennten uns, denn unsere Reise geht ja nun noch weiter – Guatemala, wir kommen!