Wir sind schon sehr auf das kroatische Istrien gespannt. Der kleine Ort Senj, direkt am Meer und malerisch am Hang gebaut, ist unser erstes Ziel. Die Landschaft die wir durchqueren unterscheidet sich enorm von der bisherigen. Da macht das Fahren wieder richtig Spaß! Wir sehen kleine, urige Ortschaften, häufig ein paar Weinberge dabei, kommen über ein einsames Hochplateau, das üppig grün bewachsen ist, wie übrigens ganz Kroatien herrlich grün ist, wie wir es gar nicht erwarteten. Und hier gibt es ganz besonders guten Honig, mit dem wir uns auch gleich versorgen.

Wir erreichen Senj in der Mittagshitze (ja, nicht nur in Deutschland gibt es Temperaturen über 30 Grad). Die Gassen sind recht leergefegt, aber auf einem großen Patz ist offensichtlich gerade ein sportliches Ereignis mit Schülern. Alles ist sehr un-touristisch und wir genießen diese Alltags-Atmosphäre kurz bei einem Cappuccino in einer der Kneipen in den schmalen Gässchen.
Dabei lesen wir, dass sich hier in der Zeit der Türkenkriege christliche Slawen angesiedelt haben. Im 16. Jahrhundert errichteten sie die mächtige Festung Nehaj, deren Ecktürme, es sind vier Stück an der Zahl, uns ganz besonders in Auge fielen. Und dass die schmalen Gassen mit den engen Durchgängen und dem Barockbrunnen an die habsburgische Vergangenheit erinnern.






Die anschließende Küstenstraße ist mehr als spektakulär (!!) und erinnert uns sehr an die Cinque Terre in Italien. Steil abfallende Hänge und Mini-Badebuchten mit bunten, hoch aufgeschossenen Häusern. Leider können wir nirgends halten, um gute Fotos davon zu machen. Gegenüber liegen auch noch malerisch die karg wirkenden Inseln, das bekannte Krk fliegt an uns vorbei.


Wir finden unseren Übernachtungsplatz für die nächsten drei Tage in der Nähe des malerischen (ja, ich weiß, ich wiederhole mich, aber mir gehen die Vokabeln aus ;)) Labin mit seiner kleinen Altstadt, schon von weitem auf einem Hügel zu entdecken, das wir auch gleich näher in Augenschein nehmen.




Unser ländlicher, an der Weinstraße gelegene Campingplatz namens „Kamp Romantika“ toppt alles da gewesene. Offensichtlich gibt es hier viele Bauern und Winzer, die ein Stück ihres Landes für Camper und Wohnmobile herrichten und gleichzeitig auch eine nette Atmosphäre schaffen. Hier bei Mario ist sogar ein kleiner Swimmingpool, Duschen mit Musik und alles blitzeblank geputzt. Und noch dazu gibt’s Wein vom Chef de Place persönlich, und zwar von den Weinreben, vor denen wir gerade stehen! Heute Abend wird er getestet.


Noch eine kleine Story am Rande … wir hatten noch Paprika aus Ungarn im Kühlschrank und haben diese einfach alle mit in unsere Gemüsepfanne geschnipselt. Uiuiui, da wurde uns beim Essen bei dieser Hitze nochmal auf eine ganz andere Art und Weise heiß! 😉
Ach ja, hatten wir eigentlich von unserem kleinen Missgeschick berichtet, dass wir uns das Stromkabel abgerissen haben? Jedenfalls hatten wir das Glück, einen entsprechenden Stecker zu ergattern und hier konnte Paul nun Dank seinem großen Werkzeugkoffer alles reparieren.

Kleine Rollerausflüge führen uns einmal an die Spitze der Halbinsel auf den höchsten Punkt von 470m. Dort laufen wir auf einem kleinen Pilgerweg im Ort Skitaca zu einer Heilquelle, die wir allerdings leider ausgetrocknet vorfinden. Und wir hätten gerne ausprobiert, ob sie ihre angegebene Wirkung auf die Sehkraft entfaltet. Es gibt da die Geschichte einer jungen Dame, die aus Enttäuschung darüber, dass an dieser Stelle keine Kirche errichtet wurde, auf den Berg gestiegen ist und bitterlich geweint hat. Und aus diesen Tränen sei die Quelle entstanden, die niemals versiegen sollte … nun, ab heute jedenfalls ist sie ausgetrocknet. 😉
Der Rückweg überm Berg fällt steil hinab zum Meer und ist eine echte fahrerische Herausforderung für Paul und unseren Roller. Auch die Schlaglöcher auf der Straße sind extrem. Und, da Paul versehentlich durch eines hindurchbrettert, beschwere ich mich bei ihm, „dass er mit mir auf dem Sozius doch nicht mit 70 durch diese Löcher durchrasen kann – und zwar weder mit dieser Geschwindigkeit, noch mit seinem Alter!!!“ – was er mir dann kurzfristig übelnahm, also nicht die Geschwindigkeit 😉


Am nächsten Tag rollern wir hinab ans Meer nach Rabac. In der Beschreibung des ADAC steht: „wo im kristallklaren, aquamarinblauen Meer weiße Boote in den seichten Wellen schaukeln“… und ich kann es einfach nicht treffender formulieren. Und obwohl inzwischen die gesamte Bucht mit Hotels und Restaurants zugebaut ist, hat dieses wunderschöne Fleckchen immer noch einen gewissen Zauber inne.



Unser Istrien-Entdeckungsgeist treibt uns schon wieder weiter – ca. 80 km weiter nördlich liegt Rovinj (vielen Dank an Arno und Karola für diesen Tipp!). Also, nachdem wir Rovinj besichtigt haben kommen wir erst so richtig ins Schwärmen. Was für ein romantischer Ort!! Jetzt muss ich mich bemühen, euch das gut zu beschreiben.
Wir haben uns aufgrund der überschaubaren Ausmaße der Stadt entschieden, unseren Roller in seiner „Garage“ zu belassen und den Bus zu nehmen, der auch direkt am Rande der Altstadt hält.
Die Stadt, deren Häuser eine im Meer liegende, hügelige Halbinsel komplett bis ans Meer ‚im Rund belagern‘, ist ein mittelalterlich-venezianisches Städtchen. Gekrönt wird es von der Basilika der heiligen Euphemia, deren Kupferstatue sich an ihrer Spitze im Wind dreht …

… und deren 61m hohen Campanile, den wir natürlich flugs über 189 Treppen bestiegen, um den einmaligen Blick über dieses Kleinod zu genießen. Die Treppen sind übrigens eine für uns einmalige Konstruktion, eine Mischung aus Holzstufen und Leitersprossen würde ich mal formulieren. Jedenfalls lustig zu begehen.

Und dann der Blick !!! … !!! … !!! Hier hilft erstmal nur ein Foto:




Anschließend schlendern wir auf dem historischen, von vielen Menschen in hunderten von Jahren abgelaufenen Steinpflaster durch dieses Geflecht von verwinkelten, mit Bars, Restaurants und Geschäften bestückten Gassen – und kommen nur sehr langsam voran. Nein, nicht wegen des rutschigen Steinpflasters, ihr werdet es erraten: es sind die Fotomotive! Jede neue Ecke, jede neue Gasse ist ein einziges Fotomotiv! Deshalb höre ich jetzt auf mit schreiben, sondern lasse den Fotografen unter uns sprechen:







Nach diesem Ausflug brauchte Paul den ganzen Abend, um die Fotos zu speichern, sichten und bearbeiten. Das hat sich aber gelohnt, oder ?
Auf dem Weg in das nächste historische Küstenstädtchen, Porec, kommen wir am Limski-Kanal vorbei, an dem nicht nur der Kanal an sich die Attraktion ist, sondern vor allem die dortige Austern-, Muschel- und Hummerzucht.

Porec kann nach unserem persönlichen Empfinden bei weitem nicht mit Rovinj mithalten. Die Stadt schafft es bis auf wenige Ausnahmen nicht, uns in ihren Bann zu ziehen. Auch hier sind die Gassen schmal und malerisch, aber es ist alles in einer Art touristisch, die ein wenig aufdringlich erscheint und so bleibt die Basilika am Ort das, was uns am nachhaltigsten beeindruckt – wobei die um die 2000 Jahre alte Hauptstraße das ohne Frage auch tut.



Unsere Ehrfurcht genießt die Euphrasius-Basilika, die Bischof Euphrasius schon im 6. Jahrhundert errichten ließ. 18 Marmorsäulen mit Tiermotiven gliedern den Innenraum in drei Schiffe.

Absoluter Glanzpunkt sind die fast 1500 Jahre alten Mosaike aus Millionen bunter Edel- und Halbedelsteine. Der Hauptaltar ist mit Silber verkleidet und über dem Triumphbogen ist Christus als Weltenrichter mit den zwölf Aposteln dargestellt. Das Bild möchten wir euch nicht vorenthalten:

Auf dem Gelände finden immer noch Ausgrabungen statt und es gibt auch einige Stücke aus den Anfängen des Bauwerkes zu sehen. Vor allem die Mosaike aus dieser frühen Zeit beeindrucken uns kolossal. Was haben Menschen doch schon alles geschaffen!

Wir lesen, dass die Anfänge des Christentums hier bereits im 3. Jahrhundert ein mutiger Mönch noch im Hinterzimmer seines Hauses begründet hat, er aber für die Ausübung seiner Religion einige Jahre später hingerichtet wurde.
So, das war unsere Zeit im kroatischen Istrien. Unaufhaltsam rollen wir weiter auf unserer 7-Länder-Tour ins nun schon 4. Land: Italien, erster Haltepunkt wird Triest sein.
Bis dahin grüßen euch eure unermüdlichen Weltenbummler
Barbara & Paul