Vom faszinierenden Albanien ins beeindruckende Montenegro

 Hallo ihr lieben Blogleser,

so viele Reaktionen haben uns inzwischen erreicht, dass es uns eine große Freude ist, weiter zu berichten. Vielen Dank!

Da ein paar Fragen zu Albanien aufkamen, hier noch kurz ein paar subjektiv erfahrene, bzw. im Internet recherchierte Informationen, natürlich ohne Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit. 

Die Geschichte Albaniens ist ähnlich der Montenegros geprägt. Besiedelung schon weit vor Christus, bedeutungsvoll als illyrisches Reich, das sich von Nordgriechenland bis Dalmatien erstreckte. Nach dem ersten römisch-kyrillischen Krieg entstand die ‚Via Egnatia’, eine wichtige Handelsstraße zwischen Rom und Byzanz. Sie führte genau dort entlang, wo wir gefahren sind, das macht sie für uns umso erwähnenswerter. Über das heutige Durrës an den Ohrid-See und dann bis nach Istanbul. Letztendlich wurde Albanien irgendwann im großen osmanischen Reich vereinnahmt.

Nach den Weltkriegen gelang es dem Partisanen-Führer Enver Hoxha die Macht zu übernehmen und nach verschiedenen Versuchen, sich an Jugoslawien, Russland oder China anzulehnen, versuchte er autark zu werden. Aus Angst eingenommen zu werden ließ er zehntausende Bunker bauen, die leider bis heute die Landschaft prägen.

Der Umgang mit den verschiedenen Religionen untereinander ist durch ein hohes Maß an Toleranz geprägt. National verehrte Identifikationsfiguren wie die katholische Mutter Theresa werden quer durch die Religionsgemeinschaften und Gesellschaftsschichten verehrt oder zumindest respektiert. Obgleich ca. 57% muslimischen Glaubens sind und ca. 17% Christen. Was uns sogleich auffiel ist, dass extrem wenige Frauen verschleiert sind und vor allem die jüngeren nicht nur ausgesprochen modern gekleidet, sondern auch in ihrem Verhalten sehr westlich geprägt sind. Natürlich sitzen in den ländlicheren Gegenden immer noch meist die Männer in den Kneipen, aber ansonsten sieht man auch viele Frauen alleine im Restaurant oder Café. Die wichtigste Devisenquelle ist der Tourismus und so wird sich in dieser Richtung noch viel tun, was ja bereits für uns aufgrund des Baubooms überall zu sehen ist.

Was uns bislang auffiel ist das friedliche Miteinander von Mensch und Tier. Überall begegneten uns bislang Tiere ohne Scheu und Aggression – selbst auf kleineren und größeren (!) Straßen. Hunde, Katzen, Kühe, Schafe, Ziegen, Hühner und Schweine. Aber selbst die wild lebenden Hunde und Katzen sind nicht aggressiv, werden aber tatsächlich auch nirgends verjagt. Sie gesellen sich zu den Menschen die da sind, bekommen offensichtich immer irgendwo mal was zu fressen. Legen sich einfach in die Nähe. Wir hatten z.B. auf unseren Spanienreisen unangenehme Begegnungen mit Hunden (die von den Einheimischen allerdings auch mit Steinwürfen oder Tritten verjagt wurden) und auf Sizilien mit Katzen (total abgemagert). Vielleicht ist der Schlüssel dieses Miteinanders ganz einfach der noch verfügbare Platz, sich aus dem Weg zu gehen.

Nun zu den versprochenen Fotos unserer Fahrt nach Vermosh, in dem wir uns (im positien Sinne) fühlten wie am Ende der Welt, ähm, Albaniens, da die Straße buchstäblich einige Meter vor unserem Campingplatz aufhörte und der allgegenwärtige Schotter uns den Weg bereitete (wie war das doch? Ach ja, Hauptfeldweg!). Die Gegend nennt man auch die „verwunschenen Alpen“, da sie lange Zeit sehr unwegsam waren, sodass die Bewohner über Jahrhunderte ihre Eigenständigkeit bewahren konnten. Die Bauernfamilien in dieser Hochgebirgsgegend bieten fast alle Zimmer für Wanderer an, manche inzwischen auch Plätze für Zelte und Wohnmobile. Wenn man mag, kann man dort auch essen, es gibt einfach das, was Mama gerade kocht. Gut ist es – immer und überall.

Hier ist auch die Verständigung schwierig, da nur wenige englisch sprechen und wir ja leider nicht albanisch. So endet das Gespräch oftmals mit einem hilflosen Schulterzucken auf beiden Seiten, aber immer mit einem Lächeln.

Als wir uns zum Essen anmeldeten und die Bäurin fragte, was wir von ihren Vorschlägen gerne möchten: Schulterzucken. Dann wurde ein Mitarbeiter gerufen, der irgendwo anrief, sodass wir auf englisch kommunizieren konnten. Wir waren gespannt, was es zu essen geben wird, am Abend wurde Suppe, Salat, Kohl in scharfer Knoblauchsoße, Zicklein und gebackene Kartoffeln serviert. Zum Schluß der übliche Raki. Und dann war da plötzlich doch eine Speisekarte, die aber keine Rolle spielte.

Eine kleine Wanderung machten wir auch, wurden allerdings vom herannahenden Gewitter vor unserem Ziel schon wieder zurückgedrängt.

So geht es nun weiter nach Montenegro. Die montenegrinische Zollstation ist in diesen einsamen Bergen sehr beschaulich und so gelangen wir ganz einfach ins Land. 

Wir wählen den Weg nach Zabljak durch die berühmte Tara-Schlucht. Wiederum spektakulär, man findet einfach kein passenderes Wort. Sie ist eine der längsten Canyons der Erde (78km) und eine der tiefsten Schluchten Europas (1300m). Die berühmte Tara-Brücke verbindet die gegenüberliegenden Seiten. Ihr Erbauer erlitt übrigens ein katastrophales Schicksal, das uns sehr berührt hat. Er wurde von den jugoslawischen Partisanen gezwungen sein gerade fertig gestelltes Bauwerk zu sprengen, um den Vormarsch der italienischen Faschisten zu stoppen. Diese ließen sich jedoch nicht aufhalten und exekutierten ihn auf den Resten seines Werkes. Ist das nicht furchtbar? Die Brücke wurde übrigens 1946 wieder aufgebaut.

Sie ist 365m lang und 170m hoch. Man kann auch mit der Zipline von einer Seite auf die andere, es gibt verschiedene Anbieter. An dieser Stelle passt, was wir gelesen haben, nämlich dass Montenegro sich dem nachhaltigen Tourismus öffnen möchte. Kein Massentourismus. Wandern, Klettern, Mountain-Biking, Rufting, Zipline. Hoffentlich schaffen sie es. 

Die Fahrt durch die Tara-Schlucht wird zu einem weiteren Highlight unserer Reise, die durch diese unberührte, wilde Natur so besonders ist. 

Unser Aufenthalt auf einem Campingplatz im Durmitor Nationalpark ganz in der Nähe des ‚schwarzen Sees‘ bietet uns einen gigantischen Ausblick auf die Gebirgswelt und eine herrlich abwechslungsreiche Wanderung um den See, die sich als anspruchsvoller darstellte, als erwartet. Zweimal musste ein Seil helfen, die Felsen zu überwinden, die Ausblicke auf den See waren durchweg Postkarten-Motive. Unfassbar!

Auf dem Weg zum Campingplatz im Durmitor-Nationalpark
Der Campingplatz im Durmitor-Nationalpark
Wanderung um den “schwarzen See”

Auf dem Weg an die Küste besuchen wir das berühmte spektakulär am Fels „hängende“ Kloster Ostrog. Wiederum wird unser Wohnmobil eine kurvenreiche schmale Straße hinauf gequält (wir bedanken uns jedesmal bei ihm ;)), bis zu dem Punkt, an dem uns empfohlen wurde mit dem großen Auto nicht bis ganz nach oben zu fahren. Während ich noch nach einer Bus-Fahr-Möglichkeit suche, hält Paul schon ein Auto an, ein netter junger Mann aus Wiesbaden, er nimmt uns gerne mit. Im Gespräch stellt sich heraus, dass er zu einem internationalen Tennisturnier hier ist, leider krankheitsbedingt aufhören musste und die Zeit nutzt, sich das Kloster anzuschauen. Vielleicht hören wir ja nochmal von ihm, er ist erst 18! 🙂

Das Kloster, zu dem wir nicht viel schreiben wollen, hat uns einfach von der Lage her fasziniert. Es ist quasi in den Fels gebaut, wir sind sprachlos, schaut einfach selbst:

Morgen fahren wir dann weiter in Richtung Meer, nach Budva und Kotor. Endlich mal wieder Fotos vom Meer, nicht nur von den Bergen! 😉

Es grüßen euch mit einem Packen neuer, wundervoller Eindrücke,

eure Weltenbummler Barbara & Paul

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