Wir sind zurück auf Korsika – und die Hafenstadt Bonifacio hat uns diesmal wie erwartet (und gehofft) in strahlendem Sonnenschein empfangen. Die weißen Kalkfelsen strahlen mit der Sonne um die Wette und vor unseren Augen erscheint das Korsika-Reisenden bekannte Postkartenbild mit den Häusern auf dem überhängenden Felsen … gigantisch!!
Und genauso wurde unsere Besichtigungstour, die wir vor ein paar Wochen wegen schlechten Wetters nicht gemacht haben: grandios. Fast möchten wir behaupten, Bonifacio ist die schönste Stadt von Korsika. Sie hat einen idyllischen kleinen Hafen, um den herum sich viele Restaurants und Boutiquen niedergelassen haben. Eine steile, breite Treppe führt in die obere Altstadt, von Stadtmauern umgeben, durch ein dickes Tor zu durchschreiten. Wären da nicht die vielen touristisch ausgelegten Geschäfte … man könnte sich glatt zurückversetzt fühlen.
Die Gässchen, der Einblick in Treppenhäuser, die, schmal und steil, für uns unvorstellbar machen, wie man hier Möbel hinauf transportieren kann. Die äußere Häuserreihe ist die, die wir bei der Hafeneinfahrt noch wegen ihrer halsbrecherischen Lage auf überhängendem Fels bewunderten – nun, wir wollten da nicht wirklich wohnen! Da heute so ein lauer Sommerabend ist entscheiden wir, in einem der Lokale am kleinen Hafen noch ein paar Moules marinière zu essen.
Nun fahren wir in Richtung Porto Vecchio, was wir mit nur einer kleinen Stippvisite bedenken, weil nicht so interessant …
… und fahren gleich weiter zu unserem Ziel Solenzara, von wo aus wir unbedingt mit dem Roller auf den Col de Bavella, einen 1218m hohen Pass in einem optisch spektakulären Gebirge fahren möchten. Wir finden auch ganz in der Nähe Solenzaras einen herrlichen Platz zum Übernachten, bei dem wir direkt am Strand stehen, uns noch in die Sonne legen und einen Sonnenuntergang hinter den Bergen erleben und ein köstliches Meeresfrüchte-Menü kochen.
Am nächsten Morgen starten wir ausgeruht und mit Essen und Badesachen bepackt zu unserer Roller-Tour. Wer sich fragt, warum wir Badesachen auf einen Gebirgs-Pass mitnehmen, dem sei erklärt, dass wir hierzu einen Tipp erhalten haben: unterwegs gibt es immer wieder die Möglichkeit, hinab zum gleichnamigen Flüsschens Solenzara zu klettern, das in seinem wunderschön geformten Flussbett, gesäumt und gestaltet von vom Wasser geformten Steinen, immer wieder kleine Badeteiche, sogenannte Gumpen, bildet. Wir sind gespannt – und werden nicht enttäuscht. Weder von dem spektakulären Gebirge noch von den Badeteichen, von denen wir uns einen besonders idyllischen für unsere Mittagspause aussuchen.
Nach diesem herrlichen Erlebnis ziehen wir langsam Bilanz der Insel Korsika, denn nun folgt nicht mehr viel. Wir sind schon nahe vor Bastia, von wo aus die Fähre nach Livorno, Italien, geht. Drei bis vier Tage werden wir hier erst noch ein wenig Strandurlaub machen. Wir haben noch die hier angelegten Austern- und Muschelzuchten besichtigt, wozu es eine nette Geschichte gibt: bereits die Römer haben hier bereits Austern gezüchtet (ist übrigens aus der Bretagne eingeführt, also die Sorte derer, die wir aus der Bretagne kennen! Erinnert ihr euch, Karola und Arno?). Die Austernschalen haben die Römer immer an einer bestimmten Stelle ins Meer geworfen, so viele, dass sich daraus eine Insel gebildet hat! Sozusagen ein ‘antiker Abfallhaufen’ …
Und in dieser Gegend um Aléria herum sind in den 60er Jahren Algerier in großer Zahl eingewandert (genannt ‘pieds-noir’, ‘Schwarzfüssler’), die von einem just zu dieser Zeit aufgelegten Wirtschaftsaufschwung Projekt zur agrikulturellen Entwicklung Korsikas profitierten, was dann natürlich zu heftigen Differenzen mit den Einwohnern führte bis hin zu Exposionen von Sprengsätzen Ende der 60er Jahre. Immer wieder die gleichen Fehler in der Politik …
Hier also noch ein paar Fotos vom Strand, ein paar dort in einem angelegten Gehege beobachteten Lamas und dem Gebirgsstädtchen Cervione, in dem wir noch einen leckeren Cappuccino genossen hab en. Die Austerninsel haben wir nicht definitiv erkennen können, Nachkommen der damaligen Algerier-Franzosen haben wir verständlicherweise nicht fotografiert.
Wir sind jetzt in Bastia und haben gerade erfahren, dass der Preis für ein Ticket nach Livorno am Montag 100 Euro weniger kostet als morgen, also Samstag. Da bleiben wir doch einfach noch zwei Tage in Bastia und Umgebung. Ach, ist Unabhängigkeit schön!
Für heute grüßen euch in Erwartung des Viertelfinal-Fußballspiels Deutschland gegen Frankreich (und das mitten unter den Franzosen…),
eure Weltenbummler Barbara & Paul