Neuland betreten – unsere Leidenschaft

Liebe Blog-Leserinnen und Blog-Leser,

unseren letzten Stellplatz in Nord-Griechenland finden wir wiederum mit Hilfe der App ‚park4night‘. Die muss ja auch mal erwähnt werden, da sie uns schon so oft gute Dienste erwiesen hat. Es handelt sich um meist kostenlose, zumindest günstige Stellplätze, die von Campern eingestellt und empfohlen werden. Diesmal haben wir im Städtchen Kastoria gesucht und uns für einen idyllischen Platz vor einem kleinen Kloster auf einer Halbinsel entschieden. „Der Chef des Museums bittet um 10 Euro für eine Nacht auf dem Parkplatz, da die Kirche renoviert werden muss“. Na klar, das ist doch prima. Er begrüßt uns am Abend freundlich auf englisch, erzählt ein wenig mit uns und bietet sogar noch eine kleine Führung am nächsten Morgen an. Welch ein schöner Ort.

Wusstet ihr, dass Nord-Griechenland so dicht bewaldet ist, wie wir uns höchstens von Kanada erinnern? Wälder über Wälder, wir haben mal gegoogelt, es handelt sich wohl um Stileichen und Hainbuchen. Was erleben wir doch für Fahrten durch eine Natur, die so unberührt scheint, dass es uns direkt ins Auge fällt. Kein Wunder, dass es in dieser Gegend noch (oder wieder?) Bären gibt, vor denen auch häufig mit Schildern gewarnt wird.

Und jetzt: NEULAND!

Schon das „auf eine neue Grenze zulaufen“ (wie damals in Usbekistan nach dem Trekking in Tadschkistan) oder eben auch das mit dem Wohnmobil „zufahren“ ist immer aufregend. Werden die Grenzer uns kontrollieren, sind sie uns positiv gesonnen oder nicht? Was erwartet uns in dem Land, wie sind die Menschen und wie das Leben vor Ort? Und die Straßen? Man kann noch so viel lesen vorher, nie kann man darüber das tatsächliche Geschehen voraussehen. Das ist es, was uns daran so reizt.

Da wir im strömenden Regen an die Grenze zu Nord-Mazedonien kommen ist es eh ein wenig düster. Die Grenzanlage und auch die Dame im Grenzbüro nehmen uns dieses düstere Gefühl noch nicht, aber der Herr, der unser Wohnmobil kontrollieren soll, schon. Er legt lässig seinen Arm auf die heruntergelassene Scheibe und fragt lächelnd (!): „all right with your baggage?“ Wir lachen zurück: „Sure, all right!“ Und er sagt: „Deutschland, super! Auf Wiedersehen!“ Wie schön, wenn man so empfangen wird.

Wir werden unsere Zelte am berühmten Ohrid-See, einem der ältesten Seen der Erde, aufschlagen. Er gehört zum größeren Teil zu Nord-Mazedonien, zum kleineren zu Albanien. Ein kleiner Campingplatz nach dem anderen reihen sich auf der Westseite des Sees aneinander. Wir wählen spontan, sie sind sicher alle schön. Wir dürfen uns sogar direkt auf den Kies an den See stellen und treffen dort auf ein junges Ehepaar mit zwei Kindern, die dieses Plätzchen auch so schätzen, dass sie am liebsten bleiben würden. 

Wir bleiben drei Tage, haben gleich mal um einen Tag verlängert. Die Wetterlage ist übrigens seitdem wir bei den Klöstern waren jeden Tag gleich. Am Morgen scheint die Sonne und es ist warm, am Mittag ziehen immer mehr Wolken auf und früher oder später kommt ein Gewitter und Regen. Inzwischen haben wir uns auf diesen Rhythmus eingestellt und betreiben alle Aktivitäten am Vormittag. An einem Tag radeln wir in die nahe gelegene Stadt Struga und genießen das rege Treiben am Kanal und in der Stadt. Wir sind überrascht von der Modernität und Sauberkeit der Häuser, Gepflegtheit der Gärten und Wege, der Restaurants und Hotels. Natürlich existiert auf Nebenstraßen auch anderes, aber überwiegend ist alles ausgesprochen gepflegt. 

Auf dem Markt decken wir uns noch mit ein paar Lebensmitteln ein. Einer der Händler an der Straße hat Äpfel, von denen wir uns welche mitnehmen möchten. Drei Stück wählen wir aus, er und seine Frau lachen nur und legen nochmal drei drauf. Als wir zahlen wollen wehren sie beide ab. Die möchten sie uns schenken! Solche Gesten sind es, die unsere Reisen unbeschreiblich machen. Wir verabschieden uns herzlich und haben große Freude an den Äpfeln für unser morgendliches Müsli.

Mit einem typischen Nord-Mazedonischen Essen verabschieden wir uns schon wieder von diesem Land

Obwohl es schwer fällt, reißen wir uns dann doch mal wieder los von diesem wunderbaren Ort, denn: Albanien ruft. Nur wenige Kilometer trennen uns noch von diesem Land, wieder Neuland. Viele der Menschen, die wir bisher getroffen haben, haben unsere Tour in umgekehrter Weise gemacht und uns somit die ‚Erfahrung Albanien‘ voraus. Aber alle haben geschwärmt von den Menschen und der Natur. So sind wir gespannt.

Unser nächstes Ziel heißt ‚Lin’ und liegt nicht weit auf albanischer Seite des Ohridsees. Wir schlendern ein wenig zu Fuß durch, um albanischen Boden und das Ankommen in diesem Land zu spüren. 

Aufgrund der Empfehlung unserer Camping-Nachbarn haben wir entgegen unseren Plänen spontan entschieden, auch Albaniens Süden zu erkunden. Es gibt eine hervorragende Bier-Brauerei in der sehenswerten Stadt Korcë (parken und übernachten kann man da auch an der Straße), herrliche Natur-Schwefel-Quellen in Bënjë und ein Blick in den Osum-Canyon muss atemberaubend sein. Natürlich will auch die Stadt der tausend Fenster, Berat, noch erkundet sein. 

So ändern wir unsere Tour und fahren gen Süden, machen Halt an der Brauerei von Korcë (in der wir am Abend auch essen gehen und natürlich das Bier versuchen) und laufen in die Stadt, die einen ganz besonderen Altstadt-Flair haben soll. Sie hatte vor ca. 100 Jahren den Beinamen „Klein Paris“, das durch die Zeit mit enger Bindung zu Frankreich entstand. Die Verbindungen nach Mittel-Europa waren traditionell eng und 1917 gab es sogar die erste bilinguale Schule, albanisch-französisch. Auch wenn bei einem kurzen Cappuccino der Nieselregen schon wieder einsetzt und die Menschen von den Straßen fegt, erkennen wir deutlich das französische Flair dieses Viertels.

Der Turm wurde von deutschen Architekten gebaut und steht neben einer Moschee. An anderer Stelle fotografieren wir eine der wunderschönen, im gleichen Stil gebauten orthodoxen Kathedralen des Landes.

Aber auch der Rest der Stadt hat Stil und so bummeln wir noch durch die Straßen, kaufen das ein oder andere ein und erwerben eine albanische SIM-Karte, sodass wir uns nicht so abgeschnitten von euch fühlen. 😉

Das Bier war ausgezeichnet!

Jetzt ist mal wieder Zeit für Entspannung! Die warmen Schwefel-Quellen rufen, müssen aber noch ein wenig auf uns warten. Denn wer Paul kennt weiß, wie sehr er Abkürzungen liebt. Kurzerhand nehmen wir eine kleine Querverbindung, die übers Gebirge führt. Okay, man konnte auf der Karte unmöglich erkennen, dass es sich zu achtzig Prozent um Piste handelt. Da mussten wir nun durch! So fuhren wir mit unserem armen WoMo, das mal wieder so richtig durchgeschüttelt und auf die Probe gestellt wurde (von uns mal ganz zu schweigen!) über Stock und Stein, aber vor allem möglichst um Schlaglöcher herum, in denen unser Roller wohl versunken wäre.

Die atemberaubende Landschaft um uns herum entschädigt für das furchtbare Geholper mit maximal 10-20 km/h.

Die hohen Gebirge im Süden Albaniens, zum Teil noch schneebedeckt und meist in sich auftürmende weiße Wolkengebilde gehüllt, sind unbeschreiblich schön. Die endlosen Wälder, hier sind es übrigens Misch-Wälder. Und erwähnen muss ich unbedingt, da es uns selbst überrascht hat, dass wir uns seit Nord-Griechenland bereits tagelang in einer Höhe zwischen 900 – 1500m bewegen.

Auch Pferdewagen und Esel prägen noch ab und zu das Straßenbild

Außergewöhnlich ist auch der Fluß, der uns in dieser Gegend begleitet. Es ist der Vjosë, der letzte wilde Fluß Europas! Die Albaner nennen diesen Fluß „die Königin der Flüsse“.

So liegen auch die Schwefel-Quellen eingebettet in eine unglaublich wilde, herrliche Natur. Es gibt ein Hauptbecken und mehrere kleine Becken. Da wir früh morgens zum Baden gehen ist es in dem Hauptbecken noch so ruhig, dass wir dort bleiben, denn der Ausblick von hier auf die noch schneebedeckten bis zu 2000m hohen Berge ist atemberaubend.

Über diese Brücke aus dem 18. Jahrhundert mussten wir zum großen oder auch hier zu sehenden kleinen Becken laufen.

Gleich danach machten wir uns im Bewusstsein, ein ruhiges Plätzchen im Gebirge am Osum-Canyon zu finden, wieder auf den Weg. Das war ein Trugschluss. Für Autos ohne Allrad gibt es keinen Weg hinauf zu der berühmten Osum-Canyon-Bridge, die wir so gerne gesehen hätten. Wir haben es versucht, mussten an einer Stelle aufgrund der Straßenverhältnisse allerdings umkehren, versuchten es nochmal auf einem anderen Weg, wurden aber von einem Albaner (auf italienisch!) darauf hingewiesen, dass auch dieser nur mit Allrad zu befahren ist. 

So mussten wir umdrehen und nahmen über die Umgehungsstraße nun erstmal direkt Ziel auf Berat, die Stadt der tausend Fenster, von wo aus wir quasi von Norden her nochmals einen Versuch zu dem Canyon starten wollen, wenn auch nicht bis zu der bekannten Brücke. So verbrachten wir leider unvorhergesehen einen ganzen Tag im Auto, aber bald muss mal wieder ein Tag Pause her. Mal sehen, ob es klappt.

Wie ihr bemerkt habt bin ich wiederum in Plauderlaune geraten, darum stoppe ich mich nun und werde euch beim nächsten Mal von der angeblich schönsten Stadt Albaniens, Berat, berichten, die wir uns mitsamt ihrer riesigen Burg-Anlage heute angeschaut haben. Und ob wir es geschafft haben, einen Blick in den Canyon zu werfen.

Es bedanken sich für eure aktive Begleitung und grüßen euch herzlich,

eure Weltenbummler Barbara & Paul

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1 Antwort zu Neuland betreten – unsere Leidenschaft

  1. Stephan sagt:

    Wunderschön geschrieben und danke, dass auch wir einen Platz im Beitrag gefunden haben. War schön euch getroffen zu haben. Wer weiß, wo sich unsere Wege wieder kreuzen werden…

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