Die Stadt der drei Kulturen

Was haben wir uns auf Toledo gefreut – wir haben es in solch mystischer, dunkler, geheimnisvoller, aber eben auch wunderschöner Erinnerung. Und, was soll ich sagen, wir wurden wiederum nicht enttäuscht, obwohl es sich sehr verändert hat. Die dunklen Mauern wurden inzwischen von der sich über Jahrhunderte gebildeten „schwarzen Patina“ befreit, wodurch die Stadt nun etwas weniger inquisitorisch wirkt. Dennoch hat sie nichts von ihrem Charme verloren. Kirchen, Klöster, Paläste und Moscheen, Brücken und Türme, alles liegt hier auf engem Raum beieinander und bei den verwinkelten Gässchen muss man aufpassen, sich nicht zu verlaufen. Der Stadt wird sogar nachgesagt, sie sei konzeptionslos gebaut.

Unser Fazit: Toledo muss man einfach gesehen haben! 

Aber von vorn. Zufällig sind wir auf demselben Campingplatz gelandet wie damals. Am Ufer des Rio Tajo. Hauptsache Wasser, es wird immer heißer und heißer. Die Stadt können wir von hier aus mit dem Fahrrad erreichen, das ist schonmal super, denn die Altstadt an sich lässt sich gut zu Fuß erlaufen. Der Fahrradweg ist ein wenig kompliziert, da quer durch die Pampa, aber dank ‚Herrn oder Frau Google-Maps‘ schaffen wir es dann doch und sehen schon von weitem die Stadt auf dem Hügel vor uns liegen.

Toledo ist uralt. Anfang des 2. Jahrhunderts eroberten die Römer die schon zu Zeiten der Keltiberer bedeutende Siedlung Toletum, die an der Kreuzung wichtiger Handelsstraßen schnellen Aufstieg erfuhr. Für diejenigen, die wie wir die Bezeichnung ‚Keltiberer‘ nicht kannten, machen wir einen kleinen Ausflug in die Kategorie ‚Wissenswertes’: es handelt sich um die Angehörigen eines durch die Vermischung von Kelten und Iberern in Spanien entstandenen Volkes.

Im Mittelalter dann besaß Toledo die größte jüdische Gemeinde des Landes, weshalb die Stadt auch „spanisches Jerusalem“ genannt wurde. Später zwang das Verdikt der Katholischen Könige alle Juden Spaniens zur Taufe oder zur Auswanderung. Viele nahmen beim Verlassen der Stadt als Symbol der erhofften Rückkehr ihre Hausschlüssel mit. Bis heute sind kaum Juden nach Toledo zurück gekehrt. Dies ein paar Einsichten in die Geschichte der Stadt.

Aber nun erstmal ein paar Eindrücke! Bitteschön, tretet mit uns durch dieses Tor und die historischen Mauern ein in eine andere Welt:

Welch einfallsreiche Schattenspender!
Blick auf die Cathedral Primada
Cathedral Primada
Cathedral Primada

Paul hat noch eindrucksvolle Fotos im Innern der Cathedral Primada gemacht, die wir euch unbedingt zeigen wollen:

Wie viele Künstler müssen damals in Brot und Arbeit gestanden haben!

In der eigentlich unscheinbaren Kirche Iglesia de Santo Tomé (so unscheinbar, dass wir davor standen und immer noch nach ihr gesucht haben) ist ein berühmtes Gemälde des Künstlers El Greco zu bewundern.

Der kretische Maler Domenikus Theotokopoulos (1541-1614) – das hab ich extra für euch nachgelesen! – hatte sich in Toledo niedergelassen und avancierte als „El Greco“ zu einem der gefragtesten Künstler seiner Zeit. Nach seinem Tod geriet er in Vergessenheit, erst zu Beginn des 20. Jahrhundert entdeckten Kunsthistoriker den Wert seiner Werke wieder. Ein ganzes Museum ist ihm hier gewidmet. Wir haben uns mit diesem einen Gemälde in der Iglesia de Santo Tomé begnügt, auf dem er im sechsten Herrn von links sein Selbstbildnis versteckte und für das Kind unten links einfach seinen Sohn als Modell nahm.

Nach soviel Kunst und Kultur schlendern wir weiter durch die Gassen dieser Stadt mit den historischen Mauern, die uns so viel erzählen könnten, angefangen beim Alcàcar, der riesigen Palastburg, die hoch über dem Häusermeer des östlichen Toledo herausragt …

Auch hier finden wir die reizenden Patios, die Innenhöfe der Häuser

Der größte Platz ist der Plaza de Zocodover. Den hatten wir schöner in Erinnerung, aber nach den Plazas von Salamanca und Madrid verblasst der Eindruck doch ein wenig. Toledo hat andere Qualitäten.

Nach diesem unglaublich abwechslungsreichen Tag schauen wir nochmal zurück auf die Stadt, radeln ‚nach Hause’ und genießen den Abend auf dem ruhigen, schattigen Platz unter der Markise unseres Wohnmobils. 

Wir freuen uns, euch weiter mit auf Reisen nehmen zu können! Bis bald!

Es grüßen euch eure Weltenbummler Barbara & Paul

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3 Antworten zu Die Stadt der drei Kulturen

  1. Gabriela sagt:

    Ich komme gerade vom letzten – offiziellen – Spanischkurs, beschäftigt mit der Planung unseres Abschiedstreffens mit einem Rundreise-Menue durch die Provinzen als Tapasabend vor der 3 monatigen Pause <— ganz wie die iberischen Ferien also.
    Da passte der Spaziergang durch Toledo wunderbar und ich bin euch sehr dankbar, dass ihr euch für uns so sehr engagiert und schwitzt und fotografiert 😉
    Hasta pronto, möge es weiterhin eine so fantastische Reise sein!

  2. Renate Kirchgäßnerati sagt:

    Hallo Ihr Weltenbummler!
    Wieder eine schöne atmosphährreiche Stadt besichtigt, ohne 40° und bequem auf der Couch!
    Freue mich weiter auf interessante Berichte und
    fachmänische Fotos.
    LG von den Nachbarn.

  3. Gerrit sagt:

    Kaum habt ihr Madrid hinter euch gelassen, empfängt euch schon die nächste beeindruckende Stadt. Die Kathedrale von Toledo ist mit ihrer prachtvollen Gestaltung ein richtiges Highlight. Genauso begeistert waren wir von dem Bild des Patios, dort lässt es bestimmt gut verweilen und etwas der Sonne entkommen. Gute Weiterfahrt und angenehme Temperaturen wünschen euch Gabi und Gerrit

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