Klein-Venedig im Osten – wie heißt die Stadt?

Es gibt viele Orte die sich so nennen, wir aber meinen: Leipzig! Überrascht?

Aber von vorne. In Leipzig wohnen Freunde unserer lieben (nicht buckligen!) Verwandtschaft von Eisenach, die wir bereits auf einer Familienfeier kennenlernen durften. Wir waren uns gleich sympathisch und so boten sie an, wenn wir mal nach Leipzig kommen, sollen wir uns melden, sie zeigen uns sehr gerne ihre Geburtsstadt. Und, was soll ich sagen, so geschah es!

Wir trafen uns mittags gegen 12:00h und haben in einer PKW-Rundfahrt in guten drei Stunden – wie wir glauben – alles von Leipzig gesehen. Unser „Super-City-Guide“ R. (aus Datenschutzgründen verzichten wir ja inzwischen meist auf die Nennung von Namen im Blog) war schnell, parkte immer, einfach immer direkt vor der Sehenswürdigkeit und ließ uns sogar völlig durchnässt von einem unerwartet starken Schauer wieder in sein Auto einsteigen. Es war ein riesen Spaß, den ihr ganz sicher beim Lesen mit Händen greifen könnt. Und unser Dank wird ihm ewig gewiss sein, denn von diesen Seiten hätten wir ohne ihn die Stadt ganz sicher nicht erlebt.

Als kleine Einstimmung auf einen ganz sicher intensiven Blog-Bericht, ein Überblick-Foto vom Rosenthal-Turm, unserem ersten Sightseeing-Point.

Und nun ging‘s los. Eine Sehenswürdigkeit jagte die nächste, der spontan durchdachte, nur kurz auf einem Zettel notierte Sightseeing-Plan nahm seinen unabänderlichen Lauf … und nun nehmen wir euch mit, vielleicht spürt ihr gemeinsam mit uns noch die Begeisterung und Aktivität dieser Stunden:

Das Schillerhaus lag auf dem Weg, ein abrupter Stopp unvermeidlich! Wir lieben es, die Schwingungen solch berühmter Menschen an ihrem Wohn- und Arbeitsort zu erspüren.

Das Gohliser Schlößchen ist ein als repräsentatives bürgerliches Landhaus errichtetes Gebäude im Leipziger Stadtteil Gohlis und gehört zu den Höhepunkten sächsischer Rokokobaukunst. Leider geschlossen, egal, dann eben weiter zum ‚Zoofenster Leipzig‘. Wer kennt das schon als Nicht-Leipziger?  Ha! Es ist ein großes Freizeitgrundstück, das direkt an den Leipziger Zoo angrenzt. Hier wurden Nischen geschaffen, von denen aus man, mit ein wenig Glück, ohne Eintrittsgeld einen Blick auf wilde Tiere erhaschen kann. Das finden wir unglaublich sozial von der Stadt – und unsere Ausbeute war durchaus zufriedenstellend:

Nach dem Besuch der russisch-orthodoxe Kirche fuhren wir bei beginnendem Nieselregen zum Völkerschlachts-Denkmal, das schon von weitem hoch über die Stadt hinausragt. Das Denkmal ist der großen Schlacht der Verbündeten (Russland, Preußen, Österreich und Schweden) gegen die Truppen Napoleon Bonapartes im Jahre 1813 gewidmet. Doch kaum näherten wir uns dem Denkmal, um ein gebührendes Foto zu schießen, öffnet der Himmel seine Schleusen und wir können uns nur noch unter den Rand eines Gebäudedaches retten, das allerdings so wenig Schutz bietet, dass wir uns entscheiden, gleich wieder zum Auto zurück zu rennen. Wir waren vollkommen durchnässt, wurden von unserem Guide aber dennoch weiter mitgenommen.

Nachdem R. sofort die Heizung und das Gebläse zum Trocknen der Kleider angeworfen hat, können wir die Tour fortsetzen. Wir verlieren keine Zeit, sogleich geht es weiter zum Bayerischen Bahnhof in Leipzig. Damit hier eine U-Bahnstation gebaut werden kann wurde der Bahnhof, einem Triumphbogen gleich, komplett auf Schienen zur Seite gefahren und nachdem die U-Bahn-Station fertig war, wieder zurück. Unser Reiseleiter ist nicht nur schnell, sondern auch schlau! 🙂

Der Regen ließ wieder nach und so fuhren wir zum Zöbigker Hafen am Cospudener See. Dieser See wurde künstlich angelegt, nachdem der Kohle-Tagebau hier eingestellt wurde. Es entstand ein sehr ansprechend gestalteter kleiner Hafen für viele Boote, auch Restaurants, Geschäfte, Bootsverleih usw.. Hier legten wir bei einem sächsischen Fischbrötchen eine kleine Pause ein.

Und schon möchte die Pferderennbahn von uns bewundert werden, leider ohne Pferderennen. Da Paul allergisch gegen Pferde ist, ist es wohl auch besser so. Obwohl – die Damen mit den eleganten Hüten und die Herren in edlen Jackets, das wäre doch auch mal schön gewesen …

Die nächsten Aufnahmen erklären dann endlich den anfangs erwähnten Begriff des Klein-Venedig, schaut selbst. Habt ihr das gewusst? Also wir waren so begeistert, dass wir von unserem hochengagierten Guide R. aus L. gleich noch den Tipp zum Bootsverleih für den nächsten Tag mitbekommen haben – und auch eingelöst, das seht ihr dann zum Schluss!

Noch zwei Fotos von Kurz-Stopps – das erste ist gleichzeitig wahrscheinlich fast eines der letzten, und zwar von dem ehemaligen Hotel in dem Herr Honecker zu früheren Zeiten mit seinen Staatsgästen abstieg. Es wird nämlich nun abgerissen. Was dort entsteht ist noch nicht klar.

Der zweite Stopp ist auf dem berühmten früheren Stadtgelände der Messe Leipzig.

Nun erstmal eine kurze Pause zu Hause bei unseren netten, so gastfreundlichen Freunden, weil wir sind nämlich absolut „fätsch“ (sprich: fertig). Bei Kaffee, netten Gesprächen (unter anderem immer wieder mal mit dem von unserem Gastgeber und natürlich uns total geliebten sächsischen Dialekt)  und einem sooo köstlichen, ganz speziellen Schokoladenkuchen eines ehemaligen Ost-Bäckers kommt die Energie tatsächlich langsam wieder zurück. Als unser unermüdlicher Gastgeber das merkt lädt er sogleich noch zu einen Abendspaziergang mit der ganzen Familie in die City ein. Na klar! Wir sind unermüdlich dabei!

Die alte Börse und ein paar Stadtaufnahmen folgen hier auf dem Fuße. Es ist Sonntag und so zeigt sich die Stadt von der ruhigen Seite.

Für mich am bewegendsten ist immer noch die Historie der Wiedervereinigung. Da meine Eltern in der Ex-DDR aufwuchsen, kurz vor dem Mauerbau mit mir und meinem Bruder flüchteten – und ich nie, niemals damit gerechnet habe, dass ich ein Gesamt-Deutschland erleben werde, ist das quasi meine Geschichte. So schön, dass wir jetzt schon über 30 Jahre lang offene Grenzen haben. Und darum möchte ich unbedingt zur Nikolaikirche. Die wir zwar im Moment nur von außen besichtigen können, aber von innen können wir immer noch am nächsten Tag schauen. Außen neben der Kirche ist eine der Säulen der Kirche aufgestellt als Zeichen der unermüdlichen, letztendlich erfolgreichen Montagsdemonstrationen. Und davor finden wir Erinnerungstafeln in den Boden eingelassen.

Mit diesen eindrücklichen Fotos möchte ich mit euch diesen von Spaß, Wissen und Schönheit geprägten Tag zu Ende gehen lassen und vor allem unseren Gastgebern nochmals von Herzen danken für ihre Zeit, die sie mit uns geteilt haben, die Gastfreundschaft, die sie uns zuteil haben lassen und die vielen interessanten Geschichten, die sie uns erzählten. DANKE!

Ach ja, auch das kleine Töchterchen der Familie hat noch einen Beitrag dazu geleistet, indem sie uns erklärt hat, warum es eigentlich Schrebergärten heißt – und hat uns den Ur-Schrebergarten dann sogar noch gezeigt.

Am nächsten Tag sind wir dann nochmal mit unseren Rädern in die Stadt geradelt, um die Stadtluft an einem betriebsamen Wochentag zu schnuppern, was sich ja ganz anders anfühlt.

Die goldene Kuppel der Commerzbank – die nachträglich mattiert wurde, weil sie doch zu sehr glänzte …

Die Nikolaikirche konnten wir noch in aller Ruhe besichtigen und die Geschichte erfühlen, anschließend die architektonisch so hochwertige Glasfassade der Uni Leipzig bewundern. Zum Abschluss unseres Besuches hatten wir auf der am 30. Stockwerk des MDR-Turm liegenden Aussichtsplattform nochmal einen herrlichen Überblick, wobei wir feststellten, dass sich der Kreis somit mit dem Anfangs-Überblick in wunderbarer Weise schloss.

Das war für uns das Zeichen, dass wir unsere Stadtbesichtigung nun zu Ende gebracht haben und zu dem völlig unerwarteten, sportlichen Teil des Sightseeings übergehen können. Wir schwingen uns auf die Fahrräder und radeln zum Bootsverleih, um die Kanäle Venedigs, ähm, die Kanäle Leipzigs zu durchqueren …

Mit diesen herrlichen Bildern verabschieden wir uns vorerst mal wieder. Wir denken, ihr habt gemerkt, dass dieser Bericht zwei Tage beschrieb, die uns ganz besonders im Gedächtnis bleiben werden und uns so viel Spaß gemacht haben.

Wir hoffen, ihr konntet diesen mit uns teilen und verabschieden uns vorerst mal wieder.

Habts gut, bis bald, eure Weltenbummler Barbara & Paul

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7 Antworten zu Klein-Venedig im Osten – wie heißt die Stadt?

  1. Gerrit Stöver sagt:

    Hallo ihr beiden,

    Leipzig ist wirklich eine sehenswerte Stadt mit den herrlichen Gebäuden und den tollen Grünflächen. In der Regel wird immer nur von der Messestadt Leipzig berichtet, dass es so viel mehr bietet ist den meisten wohl unbekannt. Tobias hat dort einen guten Freund besucht und war ganz begeistert von der Stadt. Weiterhin gute Reise, wir sind schon gespannt auf eure weiteren Erlebnisse. Liebe Grüße Gabi und Gerrit

  2. Renate Kirchgaessner sagt:

    Hallo Barbara und Paul,
    2 vollgepackte Tage mit Sehenswürdigkeiten, einfach wunderschön, hat sich gelohnt.
    Jetzt habe ich einen rundum Einblick von Leipzig bekommen, Danke!
    Nun wünsche ich Euch schöne Tage in St. Peter Ording, lasst Euch nicht wegpusten.
    LG Renate und Rudi

    • Lumulu sagt:

      Liebe Renate, vielen Dank für den netten Kommentar und dafür, dass du uns immer auf unseren Reisen begleitest. Mal schauen woher morgen der Wind weht. Liebe Grüße, Barbara und Paul

  3. Frank Salzer sagt:

    Hallo Weltenbummler,

    ganz tolle Bilder aus Leipzig und wie immer die passenden Worte dazu. Wir waren vor ein paar Wochen mit den beiden Töchtern auch für 3 Tage in der Stadt. Leipzig gehört sicherlich historisch, kulturell und vom Ambiente her zu den Top Five der bedeutendsten Städte in D.

    Freue mich wieder von Euch beiden zu lesen und zu sehen von der Waterkant und ganz liebe Grüße

    • Lumulu sagt:

      Wie schön, dass ihr das genau so empfunden habt. Der kulturelle Teil ist bei uns in diesem Jahr bewusst vernachlässigt worden, ist aber in der Tat in Fülle vorhanden.
      Danke fürs Mitreisen und auch euch einen wunderschönen Urlaub im derzeit heißen Norden! ?☀️

  4. Véro sagt:

    Wow! Wie spannend! Danke für diesen tollen Bericht!
    Und lustigerweise ist Leipzig eine der 1. Großstädte Deutschlands, die ich im Jahr 1995, besichtigt habe, als ich noch frisch von meiner atlantischen Heimat, nach Sachsen kam!
    Deshalb nutze ich selbst manchmal noch das Wort “fätsch” 😉
    Die Nikolaikirche hat mich zu der Zeit auch sehr beeindruckt und ich hatte auch das Glück mit Freunden aus Leipzig die Stadt kennenzulernen. Damals war die Wende nochVéro so frisch in den Erinnerungen! Es war sehr berührend!
    Ich glaube, es wäre Zeit, wieder dahin zu fahren…Danke, dass ihr mich drauf gebracht habt!

    • Lumulu sagt:

      Wie mich das freut, dass du diese Stadt auch so besonders empfunden hast! Du musst sie unbedingt nochmal besuchen, es gibt so viel zu entdecken – auch wenn du hinterher völlig ‚fätsch‘ bist! ?

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