VENEDIG!

Ihr seht schon an der Überschrift, ich habe gar nicht erst versucht, eine besonders einladende, Neugier weckende Formulierung zu finden, die braucht es hier nicht. Einfach nur: VENEDIG.

Diese wunderbare Stadt, die wir bereits vor Jahren mal für einen Tag besucht haben, hat uns aufs Neue mehr als fasziniert. Deshalb seht es uns nach, wenn wir uns in Schrift und Bild eventuell einen Tick zu überschwänglich zeigen.

Wir finden wiederum den perfekten Ausgangspunkt für dieses kleine Abenteuer. Ein großzügig angelegter Campingplatz (auch hier keine andere Möglichkeit und außerdem: Bäume = Schatten! Bei 32 Grad unbezahlbar!) nur 700m zur Schiffsanlegestelle und 2km zum Strand. Und beides kostenlos mit einem Bus zu erreichen, dessen Haltestelle sich exactement am Eingang des Platzes befindet.

Schon die Hinfahrt mit dem Boot ist ja ein Erlebnis. Jeder, der schon mal auf diesem Weg nach Venedig fuhr, weiß, welch eindrucksvolles Bild sich bietet bei der Anfahrt auf die Stadt-Kulisse.

Der Eindruck wird ein klein wenig getrübt in dem Moment, in dem man den Markusplatz erreicht, weil sich die Touristen in Scharen über den Platz, diesen wunderschönen, von gigantischen Gebäuden gesäumten Platz, schlängeln und jeder das beste Foto für sich erwischen möchte. Die Schlange an der Basilika de San Marco war so lang, dass wir uns aus Zeitgründen gegen eine Besichtigung entschieden (da hätten wir doch mal wieder vorbuchen sollen …) und genießen die (Wasser-) Straßen der Stadt. Auf diese Art und Weise behalten wir gerne auch Ziele für ein nächstes Mal.

Auch auf den dem Platz nahen Hauptgassen herrscht noch reges Leben, was sich sichtbar auch auf die Gondel-Touren erstreckt, bei denen zeitweise ein regelrechter Stau entsteht.

Aber sobald wir diesen inneren Zirkel verlassen haben, eröffnet uns die Stadt ihren Zauber. Wir laufen Meter um Meter, jeder Blick um die nächste Ecke ist ein Oh! und Ah! – und für Paul? Na klar, natürlich ein Fotomotiv. Wir können uns nicht satt sehen.

Ein Laden mit selbst gemachten Pasti

Auffällig sind die vielen Geschäfte mit Masken und ganzen venezianischen Verkleidungen. Wir lassen uns verzaubern, bewundern die Vielfalt und vor allem die künstlerische, liebevolle Handarbeit …

… und können nicht umhin, uns für den nächsten Fasching auszustatten.

So schlendern wir also vom zentralen Viertel San Marco über die berühmte Rialtobrücke ins Viertel San Polo und wieder zurück ins Universitätsviertel. Immer wieder sinnieren wir, wo wohl die wunderschöne Terrasse des Commissario Brunetti und seiner Familie sein könnte – und sind sicher, dass er das ein oder andere Mal mit dem Boot an uns vorbeigefahren ist.

Voller herrlicher Eindrücke im Herzen fahren wir wieder zurück und legen unsere müde gelaufenen Beine hoch.

Gerade haben wir den Tisch gedeckt, da wird es windig und die ersten Tropfen fallen. Bereits seit zwei Tagen haben wir nachts heftige Gewitter, morgens scheint dann wieder die Sonne.

Wir räumen schnell alles wieder weg und fahren die Markise ein. Die beste Entscheidung, denn am heutigen Abend wird’s gruselig. Anfangs amüsieren wir uns noch über eine Familie, die dem Wetter strotzt und trotz Wind und Regen weiter stoisch zu Abend isst.  Kurze Zeit später sehen wir sie förmlich an den Seilen der Markise „hängen“, alles schnell wegräumen und dann von Kopf bis Fuß durchnässt ins Wohnmobil spurten.

Der Wind wird immer heftiger, der Regen prasselt aufs Dach und plötzlich beginnt es zu stürmen und in dicken Körnern zu hageln. Wir verstehen uns nicht mehr, also nur unsere Worte (;)) so laut ist es geworden. Der Sturm weht praktisch waagrecht und wir sehen im Dunkel einige größere Dinge durch die Luft fliegen und hoffen, dass das Auto und unsere Dachluken dem ganzen standhalten können.

Am nächsten Morgen eröffnet sich das ganze Chaos: der Campingplatz sieht schlimm aus. Blätter und Äste liegen herum und wir schauen als erstes aufs Dach – dort ist alles in Ordnung. Leider hat die gesamte Fahrerseite gelitten und weist Dellen der Hagelkörner auf.

Der Ärger darüber ist jedoch schnell verflogen, denn es ist ja nichts Schlimmeres passiert. In den nächsten Tagen hören wir von den vielen Unwettern in anderen Gegenden Norditaliens und Griechenland – na, das ging ja noch gut ab bei uns.

Für uns steht nun der Besuch der Biennale auf dem Programm, gestern war Montag und leider geschlossen (!). Damit hatten wir nicht gerechnet und wir entscheiden aus Zeitgründen, dass sich unser Besuch auf das Ausstellungszentrum Arsenale beschränkt. Auch hier hat der Sturm in drei Pavillons Schäden hinterlassen, dennoch ist es sehr interessant, manchmal auch amüsant. Kunst ist eben Kunst – und liegt immer im Auge des Betrachters. Der Leitspruch des Kurators Ralph Rugoff jedenfalls ist definitiv umgesetzt:

“May You Live In Interesting Times” (Mögest du in interessanten Zeiten leben) – das tun wir ohne Frage. Und auch seinem Statement “Das Wichtigste, was eine Ausstellung tun kann, ereignet sich, wenn man sie wieder verlassen hat. Die Menschen gehen in die Welt hinaus und sehen sie anders“ hat seinen Sinn.

Nach einem weiteren Bummel durch den Stadtteil Castello und der Nachricht meiner ‚StepsApp‘: „13.214 Schritte, großartig! Du hast dein Ziel erreicht!“, suchen wir dringend Erholung und landen in einem kleinen Lokal direkt am Kanal. Das Leben kann so schön sein.

Ein weiterer wunderschöner Tag geht zu Ende …

Auch ein Erholungstag muss mal sein, deshalb haben wir einen gemütlichen Tag mit ‚Ordnung schaffen‘ und einem kurzen Besuch am Strand eingelegt.

Der letzte Tag nun gilt Murano, der Glasbläserinsel. Wir wählen den Wasser-Weg über die vielen Inseln um Venedig herum, weil wir dieses Fortbewegungsmittel genießen, das hier in der Tat das Auto, bzw. den Bus ersetzt und eben deshalb so selbstverständlich genutzt wird. Geschäftsleute wie Hausfrauen vom oder zum Einkauf und Touristen begegnen sich auf dem Boot und es ist eine interessante Mischung. Pünktlich geht auch alles vonstatten und nach drei kurzen, versierten Stopps an anderen Inseln kommen wir auf Murano an.

Natürlich dominiert Glas. In allen Variationen. Vom kleinsten Ohrring bis zum riesigen Kronleuchter gibt es alles. Wirklich alles. Wir schauen und staunen – und erleben eine sehr nette kleine Vorführung in einem Familienbetrieb, die sehr beeindruckend ist.

Eines dieser Pferde wurde vor unseren Augen gefertigt. Sehr beeindruckend.

Die Stadteindrücke sind Venedig ähnlich, natürlich …

… und so entscheiden wir uns für die Rückfahrt nach Venedig mit einer Schiffs-Verbindung in den Stadtteil Cannaregio, der uns noch sehr interessiert und nicht ganz so touristisch ist. Diese macht noch einen kurzen Stopp an der Friedhofsinsel (!). Das ist sehr besonders für uns. Alle Verstorbenen werden auf einer Insel begraben, die nur aus Gräbern und einer Kapelle besteht. Sie gehen mit dem Schiff auf ihre letzte Reise … das ist auch schön.

Unsere Entscheidung durch Cannaregio zu laufen war eine gute Idee. Schon bald sehen wir eine der vielen Osterias, in Venezien nennt man sie Bàcaro, in der wir gleich erstmal einkehren. Das ist ja so eine Besonderheit, die ich euch noch kurz beschreiben muss. Die Venezianer, ob Künstler oder Studenten, die den Tag beginnen, ob Handwerker oder die Signora beim Einkauf zu einer kurzen Pause oder die älteren Herren, die die Weltpolitik besprechen wollen, tun dies ab 11:00h morgens in einer Bàcaro. Die Ombra, ein Gläschen Wein (immer nur 0,1l) und dazu einige cicchetti, ein paar Häppchen, bestehend aus ein paar Muscheln, eine Scheibe Salami, Stockfisch oder belegten Mini-Brötchen, unterbricht den venezianischen Alltag immer wieder für ein paar köstliche Minute. Sie erinnern sehr an die spanischen Tapa-Kneipen und die Häppchen sind genauso köstlich.

Nur mal so als „Größe“: in Venedig werden täglich ca. 50.000 ombre getrunken, eine Zahl die anschaulich vor Augen führt, dass es sich bei dem Treffen in der Osteria nicht um eine extravagante Schlemmerei, sondern um ein Ritual handelt, das man gleich mehrmals am Tag wiederholt. Also das hat uns gut gefallen! 😉 Man zahlt dann ganz zum Schluss, so kann man nach Lust und Laune ‚nachlegen‘.

Die Einheimischen ..
… und wir! 🙂

Ein paar Häuser weiter sehen wir gerade den Maître de cuisine in einem kleinen Druckerei-Laden verschwinden und so zieht er, der Laden, seine Aufmerksamkeit auf uns. Das merkt der Besitzer und lädt uns ein, hereinzukommen und zeigt uns mit stolzer Brust, aber auch launig, dass nicht zu viel Aufhebens darum gemacht werden soll, viele ausgestellte Zeitungsberichte, in denen er als „Figlio di Gutenberg“, als „Sohn Gutenbergs“ geschildert wird. Er ist einer der wenigen Drucker, die noch ohne technische Hilfsmittel auskommen. Er druckt jede Seite von Hand, wartet seine Druckmaschinen selbst und hat die berühmtesten Kunden auf der ganzen Welt. Jedoch, so erzählt er uns, möchte er, dass jeder in seine Werkstatt kommt, damit er die Menschen kennenlernt, für die er arbeitet, denn für jeden tut er es nicht. Und das nehmen wir ihm sofort ab.

Gerne zeigt er uns auch noch sein kleines Museum mit alten Lithographien, Ornamenten und Wappen, sowie Visitenkarten und Einladungen.

Das sind Erlebnisse, die man nicht vergisst. Zufälle, die unsere Reisen so interessant machen. Auch wenn wir das eine oder andere Highlight links liegen lassen, weil wir eher nachlässig vorbereitet reisen, finden wir doch aufgrund dessen immer wieder Perlen, die nicht jeder sieht. Das macht uns zufrieden.

So, ihr Blogleser da draußen, wer bis hierher durchgehalten hat, verdient unseren Respekt. Konnten wir unsere Begeisterung und die Liebe zu Venedig transportieren?

Venedig, wir kommen ganz sicher wieder – und dann nehmen wir auch Museen ins Programm und endlich, endlich den Palazzo Ducale, den Dogenpalast. Versprochen. Ein solch beeindruckendes Gebäude, schon 1340 begonnen und ‚die venezianische Antwort auf den Palastbau‘ dieser Zeit genannt.

Wir grüßen von dieser Stelle herzlich in die Welt, denn es erfüllt uns mit Stolz, inzwischen Leser in vielen Ländern der Welt zu haben!

Eure Weltenbummler Barbara & Paul

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4 Antworten zu VENEDIG!

  1. Renate Kirchgäßner sagt:

    Hallo Venezianer,
    wieder ein spannender Bericht und spitze Fotos. Ihr habt immer wieder eine glückliche Hand schöne, reizende Ecken und Winkel ausfindig zu machen, weiter so.
    weiterhin schöne Zeit
    Renate und Rudi

  2. Karola und Arno sagt:

    Liebe Barbara und Paul,
    das kommt uns alles so bekannt vor. Wir waren schon 2x für mehrere Tage in Venedig und können auch nicht genug bekommen. Jede Ecke und jeder Winkel ist eine Entdeckung. Eine faszinierende Stadt! Die wunderschöne Terrasse des Commissario Brunetti haben wir damals gefunden – direkt am Canale Grande. Auch das Polizeipräsidium haben wir entdeckt 🙂
    Wir kommen ganz bestimmt wieder – Venedig ist immer eine Reise wert!!
    Liebe Grüße

  3. Ingrid Klaws sagt:

    Hallo ihr Urlauber,
    es sind wie immer beeindruckende Fotos. Ob es Euch gut geht, muß ich nicht fragen, man sieht es. Gerne wäre ich mitgekommen auf die Insel Murano, allerdings hätte ich meinen
    Geldbeutel ganz unten in der Tasche vergraben weil ich sonst den halbe Laden leergeräumt hätte !!!!!
    Ich wünsche Euch noch weiterhin eine wunderschöne Reise.
    Liebe Grüße Ingrid

  4. Amann, Hans und Anneliese sagt:

    Das war wieder eine interessante Reise. Was habt Ihr wieder alles erlebt! So große und so lange Reisen können wir leider nicht mehr machen, aber uns reicht schon USA (Unser Schönes Allgäu). Und im September fahren wir an die Isar und im Oktober in die Toskana.
    Viele Grüße aus Ulm, der Stadt mit dem höchsten Kirchturm der Welt und dem Nabada, das ihr unbedingt einmal miterleben müsst.
    Hans und anneliese

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