Die Höhlendörfer von Rochemenier

Na, das war eine Überraschung! Darunter hatten wir uns ja etwas ganz anderes vorgestellt! Wir wussten ja von den Besichtigungen der Schlösser, dass in der gesamten Gegend Kalksandstein abgebaut  wurde. Da aber nur der weiche Stein verwendet wurde, blieben viele ‚Löcher’ im Berg übrig, die von den Loire-Bewohnern teilweise genutzt wurden, um Wohnraum zu schaffen, da sowieso vorhanden. Diese fielen uns schon seit Tagen am Rande der Straßen immer wieder auf.

Die Höhlenwohnungen aber in Rochemenier entpuppten sich als ganze Bauernhöfe und befinden sich unter der Erde!  Damals wurde dort der Kreide- und Muschelkalksandstein fürs Düngen der Felder genutzt. Hieraus entstanden große Höhlen, die dann von den Bauern so ausgearbeitet wurden, dass ein ganzer unterirdischer Hof mit Wohn- und Schlafstube, Arbeitszimmern, Kinderzimmern (bei jedem geborenen Kind wurde im Schlafzimmer eine weitere Nische ausgehöhlt und ein Bett reingestellt – man konnte auf diese Weise ganz schnell ‚anbauen’) und Ställen für die Tiere entstanden. Für die Luftzufuhr und das Ablaufen des Regenwassers war auch gesorgt.  Das Gerücht geht um, dass die Bauern damit Steuern sparen wollten, da nur auf überirdisch gebauten Häusern Steuern zu entrichten waren…

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Übrigens gehörte auch eine unterirdische Kapelle zu diesen Höfen. Die jetzt wieder überirdisch aufgebaute Dorfkirche wurde im 16. Jahrhundert zu Zeiten der Religionskriege vermutlich niedergebrannt und zur damaligen Zeit gab es an dieser Stelle einen unterirdischer Steinbruch – und den verwandelte man dann in eine Kapelle. Wir haben sie besichtigt. Sie enthält noch sichtbar drei gotische Bögen, sowie ein Kreuz und Nischen für die Statuen. Der Grundriss des Raumes selbst hat erstaunlicherweise die Form eines Kreuzes.

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In den Höhlen-Bauernhöfen wohnten sogar noch  bis 1930 einige Menschen, meist Rentner. Im Jahre 1979 hat sich der Restaurator dieser Höfe einige Zimmer ‚eingerichtet’ und dort bis 1984 während der Restaurations-Zeit gelebt.  Viele dieser Höfe, es gibt dort ca. 300 an der Zahl, werden von Initiativen geschützt und zur Erhaltung als Ateliers an Künstler oder auch als Ferienwohnungen vermietet. Für uns war es jedenfalls ein eindrucksvolles Erlebnis, über das es bei einem Kaffee noch viel  zu erzählen gab.

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