Liebe Blogfreunde,
wir freuen uns unglaublich über die vielen emphatischen Kommentare und Gästebucheinträge! Einigen Verfassern möchten wir hier schonmal „persönlich“ danke sagen, natürlich stellvertretend für alle anderen. Unsere stetigen Begleiter Renate und Rudi, danke auch fürs Versorgen der Pflanzen zu Hause; Hans ganz lieben Dank fürs mitreisen (wir sind total beeindruckt, wie man in den siebziger Jahren seine Hochzeitsreise nach Rumänien an die Schwarzmeerküste machen konnte!) und alles, alles Gute für die bevorstehenden OPs; Aniela und Horst, ganz lieben Dank fürs dabei sein; wie schön von Ihnen, Dr. Gärtner, dass Sie uns begleiten, bei den Kunstwerken der Natur an den Schlammvulkanen mussten wir an Ihre Zeichnungen denken, aber nicht nur an Sie, sondern ebenso an Paul, unseren Brühler Künstler mit seiner ebenso kreativen Frau Petra; ein herzliches ‚Grüezi’ an Adeline und Roland, unsere „Schweizer Begegnung“ (wie schön, dass wir uns sogar ein zweites Mal getroffen haben! Alles Gute für Marokko); aber vor allem natürlich an all unsere guten Freunde, die uns stetig begleiten, nicht nur über Lumulu! 🥰
Wie angekündigt steht nun Bukarest, die Hauptstadt Rumäniens auf dem Plan. Von unseren Platz-Nachbarn im Donau-Delta haben wir einen heißen Tipp bekommen. Das sind übrigens die, die unsere künftigen Camping-Zusatz-Anschaffungskosten enorm in die Höhe getrieben haben) So, nun aber zurück zu Bukarest und zum heißen Tipp (hier ist irgendwie alles heiß zurzeit ;)). Das Problem mit Wohnmobil ist ja meist der Parkplatz in Städten. Die beiden empfahlen, den großen Parkplatz direkt vor dem Parlament anzufahren, dort sei immer Platz. Man darf auch 24 Stunden stehen, zahlt nur ein paar Euro, sodass es direkt zum Übernachtungsplatz werden kann, wenn, ja, wenn man nicht gerade zum Wochenende hinkommt. Am späten Abend wird dieser Platz zum Treffpunkt von Bukarest‘s Jugend. Sie kommen um zu reden, Musik zu hören und vor allem, Autos zu zeigen und, leider nicht nur das, sondern vor allem sie zu fahren. Sie lieben das Motorengeräusch. Diese Liebe teilten wir zwar nicht, aber da wir den Stellplatz prinzipiell als ideal erachteten und bereits donnerstags anreisten, nahmen wir den Hinweis auf eine eventuell schlaflose Nacht nicht so ernst. Um es vorweg zu nehmen: wir hätten es tun sollen. Neben dem Lärm der allerdings völlig friedlichen, nicht alkoholisierten und keineswegs aggressiven Jugend kam noch dazu, dass wir eine sogenannte tropische Nacht mit 28 Grad hatten. Und mussten Tür und Fenster geschlossen halten. Mehr muss ich nicht erklären …
Zurück zum Anfang: schon die Fahrt durch die Stadt war interessant, wenn wir davon absehen, dass unser Navi wieder mal die kleinsten Straßen zwecks Abkürzung vorzog. Und wie in allen großen Städten (Bukarest hat ca. 1,7 Mio Einwohner) sind sie von Autos verstopft. So blieb Zeit, sich in Ruhe umzusehen.


Wir erinnerten uns daran, dass wir gelesen haben, dass Bukarest im 19. Jahrhundert aufgrund seiner Eleganz und seines französischen Einflusses auch als Klein-Paris bezeichnet wurde. Tatsächlich setzt sich die Architektur aus allen möglichen Stilen zusammen und die Atmosphäre gefällt uns gut. Neo-klassizistisch, Jugendstil, Bauhaus, Art déco und moderne Elemente.


Nachdem wir das prachtvolle Gebäude des Parlamentes und seinen Parkplatz erreicht hatten, machten wir uns zu Fuß auf in die Altstadt.

An der Hauptstraße entlang, vorbei an (am Abend beleuchteten) Wasserfontänen, gehts über den Kanal in kleine Gassen, an netten Kneipen und kunstvoll mit Graffiti bemalten Hauswänden vorbei. Jetzt sind wir direkt im Zentrum dieser hippen Altstadt. Umgeben von hohen Gebäuden und einer Kirche. Nach einem Bummel durch die Gassen mit ihren unzähligen Cafés und Bars und vielen Fotos später knurrte der Magen und wir erwischten ein sehr gutes Restaurant zum sitzen, essen, Leute gucken und plaudern.




















Wir sammelten nochmal unser Halbwissen und sprachen darüber, dass Bukarest ja erst im Jahr 1459 von unter Vlad Telpes Draculea (ja, der berühmte Graf aus Bran, der erst später so richtig berühmt wurde) das erste Mal als Stadt erwähnt wurde. Damals war es nicht mehr als eine Karawanserei. Erst Mitte des 17. Jahrhundert wuchs Bukarest zur Großstadt heran. 1659 löste die Stadt übrigens Târgoviste als Landeshauptstadt des Fürstentums Walachei ab. Das einstige Händlerviertel gedieh, es wurde zum politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt der Walachei und später Rumäniens. Bukarest wuchs und kam um 1830 bereits auf fast 60.000 Einwohner.
Um die Geschichte der Stadt noch weiter zu verfolgen darf man nicht unerwähnt lassen, dass sie unter schweren Bombenangriffen im 2. Weltkrieg litt und 1977 ein verheerendes Erdbeben erlebte. Ganz abgesehen von der 20 Jahre andauernden kommunistischen Systematisierungswut unter dem Regime Ceausescus. Seither ist viel dafür getan worden, dass sie als touristisches Ziel absolut zu empfehlen ist. Es gibt alles. Die genannte Altstadt, ultramoderne Hochhäuser und großzügige Parkanlagen mit Seen, man findet aber genauso noch die berühmten Plattenbauten.
Das Regime Ceausescu ist so präsent, schon allein in dem Gigantismus der Parlamentsgebäude, dass wir uns entscheiden, eine Führung in den Räumlichkeiten des Parlamentes zu buchen. Die Fotos sprechen sicher für sich, hier noch ein paar ergänzende Informationen:
Der Parlamentspalast ist eines der drei größten Gebäude der Welt. Der neoklassizistische Palast wurde 1984 im Auftrag Ceausescus begonnen. Leider wurde dafür ein großer Teil der historischen Altstadt abgerissen. Zurzeit der Öffnung der Grenzen gen Osten im Jahr 1989 wurde das Regime gestürzt, Ceausescu verhaftet und hingerichtet. Der Bau war noch nicht fertig gestellt und wurde erst 1997 vollendet (es war günstiger weiter zu bauen, als alles zu stoppen. Materialien waren gekauft, gelagert, Pläne lagen fertig vor …). Der Palast beherbergt momentan unter anderem das rumänische Parlament und mehrere Museen.

Interessant für uns und somit vielleicht auch für euch sind noch folgende Daten: beim Bau des Gebäudes waren ca. 20.000 Arbeiter beschäftigt und ca. 400-700 Architekten (ist nicht genau überliefert). Das Gebäude ist 275m lang und 235m breit. Es beherbergt unglaubliche 5.100 Räume, davon sind 3.000 Zimmer. Der Rest sind die Hallen und Flure. 200 Toiletten, 31 Aufzüge, eine Metro-Station im Keller und vieles mehr. 52.000qm Teppiche wurden verlegt. Es wurde eine besondere Entlüftungsanlage auf Geheiß Ceausescus installiert, da er Angst vor Anschlägen mit Viren oder Gift hatte. So vieles mehr erfuhren wir bei dieser Führung, dass wir gar nicht alles behalten konnten. Eines war noch sehr beeindruckend. Es wurden 1 Mio Kubikmeter Marmor aus Siebenbürgen verwendet und aufgrund dieses Gewichtes senkt sich das Gebäude jedes Jahr um 1 Zentimeter in die Erde.










Die Stufen des Treppenaufgangs in die Bildungsräume für Schüler und Studenten ist mit all den Rechten gespickt, die eine Demokratie dem Volk bietet. Sie wurden uns von unserem englischsprachigen Guide übersetzt. Jede Stufe lässt uns innerlich nicken und hoffen darauf, dass die Demokratie in einer Zeit, in der Autokraten erstarken, letztendlich dann doch gewinnt.

Das dem in Paris stehenden L‘Arc de Triumphe original nachgebaute kleinere Modell haben wir uns nicht angesehen, es hätte uns am Tag nach unserem Besuch im Parlament eine weitere Fahrt durch die Stadt gekostet, die wir an diesem extremen Hitzetag von 38 Grad einfach nicht mehr auf uns nehmen wollten. So entschieden wir aufgrund nicht absehbar abnehmender Temperaturen für einen Zwischenstopp übers Wochenende an dem Stausee Lacul Budeasa.


Wie ihr an den beiden ersten Drohnenfotos unschwer erkennen könnt, trafen wir dort Gisela und Andreas, den Drohnen-Meister, nochmal ;)! Danke an euch für den nochmaligen informativen, kurzweiligen netten Abend – mitsamt Foto-Session auf ‚Leinwand an Markise‘ und ‚Beamer auf Campingtisch‘. Unbelievable! 🙂 Bei dieser Gelegenheit haben wir das sensationellste Foto mit der Drohne von den Schlammvulkanen gesehen, was er uns für diesen Blog freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Danke dafür und seht selbst:

Als wir am nächsten Morgen zahlen wollten lächelte der Besitzer, den alle John nennen, er aber Ioan heißt, und sagte, so ab und an schenkt er Menschen gerne etwas. Und da wir ihm so sympathisch sind und seiner Meinung nach auch ein wenig am Rande platziert waren, er uns dann kurz versehentlich mal den Strom abgeschaltet hat, möchte er kein Geld von uns. Er wird morgen früh in die Kirche gehen wie jeden Sonntag und auch für uns beten. Nach einem kleinen Gespräch über sein Leben (er war als Chef-Ingenieur in vielen Ländern der Erde unterwegs), über verschiedene Ansichten über Gott und den Glauben, auch über Gott und die Welt, verabschieden wir uns herzlich und zuversichtlich auf bis in 10 Jahren (er ist 83!), nicht ohne ein Foto mit ihm gemacht zu haben.

Was für beeindruckende Menschen wir doch kennenlernen dürfen.
Wir machen uns nun auf den Weg zum Grafen Dracula. Davon dann mehr im nächsten Blog,
es grüßen herzlich eure Weltenbummler Barbara & Paul