Der Weg zum Cape Reinga

Unterwegs fallen uns als erstes und fremdartigstes des Landes die Wälder auf. Ein herrlicher Urwald, eine Mischung aus vielerlei Baumarten mit Palmen und vor allem exotischen hochstämmigen Farnen, an denen wir uns nicht satt sehen können. Von den Bewohnern und Häusern und Farmen her hat Neuseeland überraschenderweise viel mehr Ähnlichkeit mit Amerika als mit England.

Unsere erste freie Übernachtung ist standesgemäß, really: direkt an einer wunderschönen Bucht, hinter uns ein paar Ferienhäuser. Am frühen Morgen erstmal eine halbe Stunde am Strand entlang laufen – die gute Luft, das Ozon des Meeres, die Sonne, was für ein schöner Tag. Wir machten ein wenig Frühsport, es waren noch nicht viele Leute unterwegs. Na gut, wer uns kennt weiß, es war schon nach neun, vorher werden wir ja eh nie fertig…
Ja, und dann begann’s. Unsere Weiterfahrt gestaltete sich nun etwas schwierig, einige Male haben wir an der Straße schon die Warnschilder gesehen, die auf “Flood” hinwiesen. Mancherorts standen Schilder “Road closed” – ach, das wird uns schon nicht direkt betreffen. Gut, einige Stellen waren schon noch leicht überflutet, vor Ort waren immer Hilfskräfte, die umleiteten, Hinweise gaben und dann war er da. Der zweite Stau auf Neuseeland! Auf Nachfrage erfuhren wir, dass die östliche Küstenstraßewegen des Unwetters gesperrt wurde und deshalb nun alle auf die andere Seite umgeleitet werden müssen. Na gut, wir haben nicht so gerne darauf verzichtet, denn wollten wir doch so gerne durch die Bay of Island und dort vielleicht sogar mit Delphinen schwimmen –  darauf müssen wir nun verzichten und den Weg über die westliche Küstenstraße  nehmen, wie alle anderen auch.
Hauptsache, wir kommen an unser Ziel.
Nach längerem Stehen in einer kleinen Stadt namens Kawakawa, die in der Blütezeit des Bergbaues entstand, auf der einzigen Durchgangsstraße, auf der sich viele kleine Geschäfte und Kneipen aneinanderreihten,  entschieden wir kurzerhand eine Pause einzulegen und in einem Internetcafé unsere Reiseberichte von HongKong auf unseren Blog einzustellen.
Das hättet ihr sehen sollen! Eine echte Kneipe, ein undefinierbarer Neuseeländer, der Nachos und Chili con Carne verkauft und – ja, zwei Computer, die an der Seitenwand des mit drei oder vier Tischen bestückten Raumes standen. Die Türen wegen der Hitze weit auf, saßen wir praktisch auf der Straße und haben über eine Stunde an diesem PC gesessen und versucht, der Technik Herr zu werden und alles von unserem USB-Stick (ja, der Chef wusste, wo sich dieser USB-Anschluß befand) auf unseren Blog zu bekommen. Vielleicht ist deshalb alles noch nicht ganz so ausgereift, wir arbeiten daran. Eigentlich wollten wir hier noch das berühmte Toilette von Hundertwasser, der hier gelebt hat, besichtigen, aber irgendwie waren wir froh, dass der Stau sich nun aufgelöst hat und fahren weiter, jetzt nur noch unterbrochen von einem kurzen Stopp auf einer etwas höher überfluteten Straße, die nur einspurig befahrbar war (also, auf einer Spur war das Wasser nicht ganz so tief…).

Auch hier sind überall Hilfskräfte vor Ort, man spürt, die Menschen sind mittlere Katastrophen gewöhnt, alle sind darauf geschult.
Als wir durch das nette Städtchen Whangarei kommen fällt uns ein, dass es bekannt für sein hübsches Hafengebiet “Town Basin” mit seinen Lokalen ist und so fahren wir noch kurz dorthin, um uns ein wenig umzuschauen.
Alles läuft nun prima und wir waren sehr froh, dass wir es überhaupt bis zum Cape Reinga geschafft haben, denn wären wir einen Tag früher dran gewesen mit unserer Reise, wäre alles noch gesperrt. Und, nicht zu vergessen, war dieser Regen für viele Einwohner eine Katastrophe – ihre Felder, Tiere und Häuser wurden unter Wasser gestellt und die gesamte Natur litt unter Bergrutschen und Sturmschäden. Auch viele Touristenziele sind erstmal für einige Zeit nicht zu begehen, so fehlen auch die Einnahmen hieraus. Wir wollen uns also überhaupt nicht beschweren!
Am Cap angekommen sind wir total froh, dass wir diesen doch langen Abstecher auf uns genommen haben. Ein wunderschönes Fleckchen Erde empfängt uns, der Blick fällt auf riesige Sanddünen auf der Seite der tasmanischen See, wir laufen zum weiß in der Sonne strahlenden Leuchtturm, wo sie sich dann mit dem pazifischen Ozean vermischt. Für die Maori, wie die Einheimischen sich nennen, ist dieser Platz ein mystischer – für uns auch! Vielleicht geben die Bilder einen kleinen Eindruck davon wieder.
Viele Minuten und Fotos später verlassen wir diese Stelle, um uns einen Übernachtungsplatz zu suchen. Die Landkarte zeigt keine zwanzig Kilometer weiter, allerdings eine 10km lange Schotterstraße inbegriffen, einen kleinen Ort namens Te Pape, der sich an einer Bucht entlang zieht. Wir sind müde, aber nachdem ich schon den Nachmittag gefahren bin, ist  Paul dafür, diese kleine Strapaze noch auf sich zu nehmen und dort raus zu fahren. Tja, manchmal trifft man Fehlentscheidungen. Überall Schilder, campen und übernachten verboten, es wohnen nur Maori hier draußen, die Häuser entsprechend runtergekommen, die Menschen auch nicht sehr freundlich, nein, wir fühlen uns nicht willkommen und – ja, wir fahren die Schotterstraße wieder zurück und landen letztendlich doch noch auf einem Campingplatz, wir sind im Maori-Gebiet und somit ist dieser Platz auch von Maori geführt und stellen fest, auch sie sind nicht besonders erfreut, noch Gäste zu bekommen, aber da bleiben wir jetzt. Kochen müssen wir auch noch eine Kleinigkeit und so schlafen wir dann gut und lange.
Wir haben immer wieder festgestellt, dass es meistens die Maori sind, die etwas mürrisch und unfreundlich gegenüber Touristen sind. Nicht alle! Nein, es gab viele Ausnahmen, aber dennoch ist es uns aufgefallen. Ansonsten haben wir bis jetzt nur Freundlichkeit und Interesse und Hilfsbereitschaft erlebt.

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