Die Maramureș – eine Herzensgegend – und die letzten Stationen unserer Reise

Hallo ihr Lieben,

was haben wir doch für eine wundervolle Entscheidung getroffen. Die Landschaft der Maramureș, einem Landstrich im Norden Rumäniens der an die Ukraine grenzt ist wahrlich eine Herzensgegend. 

In einem Bericht darüber steht: „auch wenn Rumänien anderswo geniale Superlativen zu bieten hat, wie höhere Berge, schönere Städte, Strände oder noch mehr Kultur – die Maramureș besitzt dafür die Superlative aller Lieblichkeiten. Natürlichkeit und Schlichtheit sind hier gefragt. Und „wenn du über entsprechende Offenheit und Neugier verfügst, kennst du hier in drei Wochen jedes Schwein und jede Kuh beim Namen“ … 

Die Landschaft strahlt auf uns so viel Ruhe und Weichheit aus, wie wir es noch nirgends gesehen haben. Eine Zauberlandschaft. Der Wald, das passt gerade prima zum Thema, ist wie überall in Rumänien herrlich wilder, dicht gewachsener Mischwald, dessen Holz für alle, und hier wirklich für alle Bauten genutzt wird, Zäune, Dächer, ganze Häuser und, vorrangig hier, die geschnitzten, riesigen Eingangstore (ganz berühmt dafür ist der Ort Desesti) und vorneweg die berühmten Holzkirchen. Ja, eigentlich ist fast alles aus Holz. Den Einwohnern wird nachgesagt, sie hätten kein Blut, sondern Sägespäne in den Adern. 😉

Hier sind unsere Architekten gefragt: kennt eventuell jemand von euch den Grund, warum die Dächer hier und auch in anderen Gegenden in dieser Weise auf die Häuser gebaut werden?

Die folgende kleine Kirche hat uns ganz besonders beeindruckt. Innen wie Außen.

Die in ihrer besonderen Weise hügeligen, saftig grünen, weichen Wiesen ohne jegliche Zäune und Begrenzungen dazwischen, und die vielen frei laufenden Tiere (apropos jede Kuh beim Namen), ob Hunde, Kühe, Pferde oder Schweine sind für uns immer wieder fast exotisch. Die Hunde sind übrigens überhaupt nicht aggressiv, eher erregen sie unser Mitleid ob ihres zerzausten Äußeren und devoten Verhaltens. Wir erfuhren, dass man nur bei Hütehunden von Schäfern aufpassen muss, denn die sind äußerst aggressiv, da sie die Herde eventuell auch gegen Bären verteidigen müssen. Und: alle Tiere haben irgendwelche Bezugspersonen, die für sie sorgen. Man soll sich keine Gedanken machen, dass sie verhungern, eher würde man ihnen, nähme man sie beispielsweise mit, schaden, denn somit verlören sie ihre Freiheit und würden unendlich leiden. 

Zurück zu unserer Reise. Über unsere Stellplatz-App haben wir in der Nähe von der Stadt Dej einen privaten Stellplatz ausfindig gemacht, der wohl schon geschlossen sein soll, aber in Ermangelung anderer Angebote sind wir das Risiko eingegangen und einfach mal hingefahren. Wir haben ja bereits öfter die Erfahrung gemacht, dass es dann doch irgendwie möglich ist. Da zwar der Besitzer nicht da war, aber zwei Zelte von Holländern auf der Wiese stand, haben wir uns einfach mal platziert – und tatsächlich am Abend kam er, wohnte direkt nebenan in einem wunderschönen Haus, hat uns gesagt, dass der Platz ja eigentlich geschlossen sei, aber für Freunde geöffnet. Dann hat er sich mit Vornamen vorgestellt und wir uns auch, haben das mit Handschlag besiegelt und somit waren wir Freunde, nicht ohne dass er betonte er sei Ungar und möchte nicht haben, dass Rumänen bei ihm übernachten. Nun, das war zwar für uns irgendwie befremdlich, aber wir hatten einen schönen Platz und konnten zwei Tage bleiben. Natürlich für die, auf allen Plätzen mindestens üblichen, 20 Euro pro Tag. Dafür gab‘s einen Begrüßungsschnaps und 5 dicke Bücher über die Gegend zum lesen gratis. Und die Wiese war traumhaft, seine Hühner und der ganz besonders schöne Hahn liefen frei herum.

Unser nächstes Ziel gen Norden war nun Ocna Sugatag, wo nicht nur natürliche Salzseen zu finden sind, sondern auch ein öffentliches Schwimmbad mit einem Kur-Salzwasserbecken, das mit einem höheren Salzgehalt (rund 44%) als das Tote Meer aufwartet (rund 30%). Da wir hier einen absolut bezaubernden, liebevoll, aber dennoch natürlich hergerichteten Campingplatz mit Pool entdeckten und die Temperaturen gerade wieder an der 30 Grad-Marke kratzten, blieben wir gleich drei Tage. 

Natürlich nicht ohne im Salzwasserbecken gekurt zu haben. Einmal rein und schon sind wir 10 Jahre jünger! War perfekt, ihr werdet uns nicht mehr wiederkennen. 😉

Wir haben Leute getroffen, die aufgrund ihrer Knochenprobleme lange Jahre hierher kamen um zu kuren, bis sie sich ein Haus bauten und für immer hier leben. Für uns war das Wasser ein Heidenspass, denn der Auftrieb ist tatsächlich so extrem, dass man gar nicht Brustschwimmen kann, man dreht sich sofort. Wenn man stehen möchte muss man das durch aktive Bewegungen unterstützen sonst werden einem die Beine weggezogen. Wenn man sich dabei bewegt schwebt man förmlich durchs Wasser. Davon abgesehen hat uns das übrigens sehr warme, braune Wasser richtig gut getan.

Nach diesem Jungbrunnen fahren wir durch die wunderschöne Landschaft von Heidekräutern, Nadelwald und Wiesen voller Blaubeersträuchern und zu unserem eigentlichen Ziel: Sapanta – aber nicht, ohne über den hiesigen Markt zu schlendern und uns noch mit Käse, Obst und Gemüse einzudecken. Hier gab es einfach alles!

Zwischendurch mal ein kleines Beispiel der Strecke auf dem Navi:

In Sapanta, direkt an der ukrainischen Grenze, angekommen, sehen wir schon von weitem den leuchtend blauen Turm der Friedhofs-Kirche. Und hier gibt es einen ganz besonderen, inzwischen extrem berühmten Friedhof: den Cimitirul Vesel, übersetzt in etwa der „fröhliche Friedhof“.

Dazu kurz die Geschichte: 

Mitte des letzten Jahrhunderts hatte der einheimische Künstler Ioan Stan Patras eine geniale Idee gehabt. Er begann für kürzlich Verstorbene neue Grabsteine in Form von blau gestrichenen Kreuzen zu gestalten und aufzustellen. Auf jedem Kreuz waren in Reimform wichtige Lebensstationen oder typische Wesensarten aufgeführt. Dazu gab es ein Bild, das den Verstorbenen meist bei der Arbeit oder einer anderen Freizeitbeschäftigung zeigte. Die Grabsteine kamen so gut an, dass bald alle Einheimischen einen haben wollten und die Kreuze heute beinahe alle Gräber schmücken. Nicht immer bleibt es bei einer schlichten Aufzählung aller Eckdaten. Die oft deftigen Slprüche erzählen vom Unfalltod, der Spiel- oder Trunksucht sowie dem nicht ganz lauteren Leben so manches Verstorbenen. Einige Grabsteine sind beidseitige gestaltet, dann gibt es oft eine <<gute>> und eine <<böse>> Seite. Schade ist, dass Übersetzungen auch durch Online-Translation vor Ort nicht so recht Sinn ergeben. Sehr schade. Ein wirklich besonderer Ort. So haben wir uns erst im Nachhinein ein paar Texte übersetzt und es ist wirklich sehr besonders. 🙂

Einen Grabstein, auf dem Foto links, haben wir beispielhaft für euch ausgewählt:

>>Schaut hier auf uns, wie wir beide miteinander sprechen. Ich sitze mit meinem Vater am Tisch und erzähle Geschichten von zu Hause. Seit ich hierher kam habe ich alle getroffen. Solange ich auf der Welt lebte las ich viel in der Bibel, ich betete zu Gott, ich ging in die Kirche, und ich habe sehr viel gearbeitet. Ich war ein ehrlicher Mensch, man nannte mich Nucu Dachi<<

Und nun die andere Seite (das Kreuz rechts im Bild):

>>Ich liege hier und ruhe mich aus und beginne, euch zu erzählen: Kommt zum Fröhlichen Friedhof, lest und erfreut euch! Ich war ein ehrlicher Mensch, man nannte mich „Bade“. Vieles hat mir im Leben gefallen, und jetzt sage ich es offen: ich habe gelogen und auch gestohlen, habe gearbeitet und angespart, bin den hübschen Mädchen nachgelaufen, habe viel zur Geige getanzt. Trinkt, esst, habt Freude, umarmt euch und liebt – Bruder, meine Geliebte, kommt!<<

Auch dieser (etwas provisorische) Text ist typisch für den „Cimitirul Vesel“, den fröhlichen Friedhof: ehrlich, direkt, humorvoll und mit einem Augenzwinkern.

Der Künstler Patras ist bereits 1977 verstorben. Seitdem kümmert sich sein Nachfolger Dimitriu Pop um den Nachschub an Kreuzen. Über 800 haben beide bis heute geschaffen. Auch Pop ist inzwischen nicht mehr der Jüngste und so macht man sich langsam Sorgen, wer das Erbe antreten soll. Der Friedhof ist im In- und Ausland als Ausflugsziel so berühmt, dass es mit der Totenruhe schwierig wird. Inzwischen zahlt man sogar an einem kleinen Kassenhäuschen Eintritt. Und der Eingang ist auch ganz leicht zu finden: sobald viele Verkaufsstände mit landestypischen Waren auftauchen ist der Eingang nicht weit.

Schon das von weitem sichtbare Kirchendach ist unbeschreiblich! Es leuchtet bunt am blauen Himmel. Der Friedhof ist absolut faszinierend und so versuchen wir, die Geschichten der Toten zu entwirren und verbringen einige Zeit beim Schauen, bewundern und auch amüsieren. Das Faszinosum lässt sich am besten anhand der Anzahl der Fotos dieses einen Ortes von uns beiden zusammen erahnen: es waren über 100, von denen die wenigsten im Nachhinein gelöscht wurden. 😉 Hier eine kleine Auswahl, da müsst ihr jetzt durch:

Danach beginnen wir gemütlich den Weg gen Westen mit einem kleinen Aufenthalt auf einem, wir müssen uns schon wieder wiederholen, ziemlich verlassenen Campingplatz mitten in einer Gegend, die eigentlich gar nichts Touristisches aufzubieten hat. Eine Telefonnummer hängt an der Eingangstür der Rezeption und bei dem Gespräch werden wir freundlich begrüßt und aufgefordert uns irgendwo hinzustellen und uns alles zu nehmen was wir brauchen, am nächsten Morgen käme ein junger Mann und würde kassieren. Und dann erkennen wir auch gleich, was diesen Ort ausmacht: absolute Ruhe ist das, was man hier geschenkt bekommt. Und Bienen-Summen und Vogel-Gezwitscher. So macht Paul sich in der Idylle dran, unsere weitere Strecke auszuarbeiten und ich genieße wiederum ‚unseren großen Garten‘!

So langsam müssen wir uns gedanklich von Rumänien verabschieden, was uns in dieser Idylle richtig schwer fällt. Das nächste feste Ziel ist Bratislava in der Slowakei. Unterwegs haben wir einen wirklich beeindruckenden Parkplatz für einen kurzen Einkauf. Findet ihr nicht? 🙂

Da uns die Strecke für einen Tag zu weit ist, suchen wir uns einen Stopp in Ungarn, wiederum auf einem Platz mit Thermalbad (wir werden alt!🫣😅)

Am Abend sitzen wir dort vor unserem Wohnmobil und essen, da spricht uns ein sympathischer Rumäne an (der übrigens mit einem weiteren Rumänen der einzige Gast mit uns auf diesem Platz für 80 Wohnmobile ist) und bietet uns in einer kleinen Wasserflasche eine ganz spezielle hausgemachte Köstlichkeit aus seinem Land an. Zwei Gläser hat er auch dabei und so probieren wir den in seiner Gegend um Baia Mare hergestellten Pflaumenschnaps. Wahooo! :):):)

Wir kommen ins Gespräch und setzten uns am Abend noch ein wenig gemeinsam mit seiner Frau zusammen. Er spricht sehr gut englisch und so wurschteln wir uns zu viert durch interessante Themen, die sein Land betreffen. Er wünscht sich, dass wir das gemeinsame Foto in unseren Blog setzen, damit er sich auch verewigt fühlt. Nun, das machen wir mit ganz herzlichen Grüßen an Dana und Costel sehr gerne:

So langsam machen wir uns nun auf den Heimweg mit einem kurzen Stopp in Bratislava in der Slowakei.

Bratislava ist die größte Stadt des Landes und ist mit ihrer speziellen Lage am Dreiländereck Österreich, Ungarn, Slowakei die einzige Hauptstadt der Welt, die an mehr als einen Nachbarstaat grenzt. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Bratislaver Burg, auch Pressburger Burg genannt, die auf dem 85m hohen Burgberg am Donauufer steht. Sie war ursprünglich Residenz der ungarischen Könige und ist heute Sitz des Historischen Museums.

Nach dieser kurzen Stadtbesichtigung gehts noch für einen kurzen Stopp und eine kleine Fahrradtour nach Marbach an der Donau.

Als Resümee unserer Hauptziele Bulgarien und Rumänien können wir nur bestätigen, was wir bereits von vielen Menschen gehört haben. Die Länder sind allemal eine Reise wert und bieten so viel Schönes, Interessantes, eine Menge Natur und vor allem: Gastfreundschaft.

Und, noch ganz wichtig: auch wenn wir meistens die kultigen, älteren, uns fremden historischen Häuser fotografiert haben oder die Pferdekutschen und Kühe und Pferde und Hunde auf den Straßen (Straßen, die nicht so schlecht wie erwartet sind), möchten wir nicht unerwähnt lassen, dass es in beiden Ländern genau wie bei uns viele sehr moderne und gepflegte Häuser und herrlich blühende, fast englische Gärten gibt, und auch alle Autos querbeet durch die europäischen Konzerne auf den Straßen fahren. Das alles haben wir natürlich nicht fotografiert, denn das kennen wir ja. 😉 Und alle Beschreibungen sind absolut subjektiv. So, wie wir es in diesem Moment empfunden haben.

Wir haben diese Reise sehr genossen, hatten wieder einmal viel Glück, dafür sagen wir danke unserem Schutzengel und vor allem sagen wir danke an euch fürs lebhafte, durch eure Kommentare aktive Begleiten unserer wunderbaren Tour. See you, à bientôt, hasta la vista, pe curând, shte se vidim skoro!

Eure Weltenbummler Barbara & Paul

Veröffentlicht unter Allgemein | Schreib einen Kommentar