Ihr Lieben,
weiter gehts in der Geschichte Rumäniens. Über eine prinzipiell traumhafte Gebirgsstrecke von ca. 100km, bei der wir uns stetig zwischen 700 und 1200 Höhenmetern bewegten, die allerdings über fast 50km durchgängig Baustelle und entsprechend ‚löchrig’ und mit unzähligen Ampelregelungen reguliert war, erreichen wir die berühmte Dracula-Burg, Burg Bran.


Die Landschaft unterwegs ist traumhaft, sobald die Straße mal fertig ist, gibt es ganz sicher die nächste Traumstraße für Rumänien.


Märkte sind für uns immer interessante Objekt, hier waren sie sehr speziell, der Verkauf direkt aus Autos in Autos …

Bekannt geworden durch Filme, Bücher und Spielzeuge ist sie das angeblich im Ausland berühmteste Bauwerk Rumäniens – und offensichtlich entsprechend touristisch vermarktet. Verkaufsbuden säumen die Gasse, Menschen drängen sich hinauf auf die Burg, die auf einem eher kleinen Felsen unübersehbar über der Stadt thront.


Mit ihren spitzen Türmchen, martialischen Mauern und romantischen Innenhöfen ist sie dennoch absolut imposant und sehenswert.





Allerdings ist die Vorstellung die wir davon hatten eine ganz andere, eher gruselige. Mit ihren verwinkelten Gängen, steilen, schmalen Treppen und von vergangenen Königs-Zeiten erzählenden Räumlichkeiten wirkt sie eher freundlich auf uns.

Die letzten Bewohner waren nämlich König Ferdinand I. mit seiner Frau Maria, deren Inneneinrichtung alles andere als duster daherkommt.





Um der Vermarktung als Dracula-Burg gerecht zu werden wurden zumindest zwei Räume mit Informationsmaterial zum Dracula-Mythos und seinem geistigen Vater Bram Stoker, einem irischen Schriftsteller, eingerichtet, der mit seinem Schauerroman „Dracula“ bereits im Jahr 1897 diese unsterbliche Legende erschuf, die Vorbild für unzählige Filme war. Hier das Gewand von Dracula:

Bram Stoker war damals auf eine bestimmte Person gestoßen, die seine Romanfigur entscheidend inspirierte. Fürst Vlad III. Draculea (1431-1476), mit Beinamen Tepes, was soviel wie Pfähler bedeutet, berüchtigt für seine Grausamkeit, seine Opfer auf Pfählen aufgespießt zu haben und jämmerlich sterben zu lassen. Er herrschte zur Zeit des Spätmittelalters über die Walachei, ein Fürstentum hier in Rumänien. Seine Geschichte ist ähnlich blutrünstig wie die der Vampirlegende. Sie besagt, dass Vlad Draculea das Blut seiner vorher gepfählten Opfer trank und seine Leiche bis heute verschwunden blieb. Das vermeintliche Grab im rumänischen Snagov wurde 1931 geöffnet und … huhuuuu … man fand tatsächlich keine sterblichen Überreste. Allerdings weiß man bis heute nicht, ob es sich überhaupt um die richtige Grabstätte handelt. Der Vollständigkeit halber muss noch erzählt werden, dass man davon ausgehen kann, dass Fürst Vlad III. das Schloss Bran, das immer wieder als legendäres Draculaschloss präsentiert wird, niemals oder nur für wenige Tage überhaupt betreten hat. 1476/77 wurde der Fürst enthauptet und sein Kopf soll nach Konstantinopel gebracht worden sein.
Für alle, die den Film noch nicht gesehen haben: Stoker schildert den Grafen als Untoten, der seit 400 Jahren die Tage in seinem Sarg verbringt und nachts sein Schloss verlässt, um Menschen durch seine Bisse mit dem ‚Vampirismus‘ zu infizieren. Wir haben übrigens unzähligen Tipps unserer Freunde vertraut, vorsorglich Knoblauch mitzunehmen – und vorsichtshalber Unmengen davon in unseren Rucksack gepackt. Was sollen wir sagen: es war erfolgreich. 😉
Am nächsten Tag starten wir bei wiederum hohen Temperaturen nach Brasov, der unter dem Namen Corona bereits im 13. Jahrhundert gegründeten Stadt, die, als östlichste Metropole der Siebenbürger Sachsen, schon bald Kronstadt hieß. Ein nettes Städtchen, das mit seinen alten Handelshäusern den mittelalterlichen Charme bewahren konnte. Manch einer hat uns erzählt, dass es fast schöner sei als das bekannte Sibiu, das, 2007 europäische Kulturhauptstadt, mit viel Geld enorm restauriert sei. Na, das werden wir dann selbst beurteilen, wenn wir dort waren.
Wir parken am weißen Turm, Teil der ehemaligen Stadtbefestigung, der hoch über der Stadt liegt und einen herrlichen Blick über die Dächer freigibt.




Eine Treppe mit 170 Stufen (Paul hat sie beim anschließenden Aufstieg gezählt) führt direkt in die Altstadt und uns an diesem Morgen direkt in ein nettes Café zum Frühstücken. Da wir auf einem Schotter-Stellplatz übernachtet hatten, gönnten wir uns das mal. Hmmmm, mit Pancakes und Sauerkirschen … lecker.



Brasov jedenfalls ist wirklich ein reizvolles, zum Bummeln einladendes Städtchen. Die vielen Cafés und Restaurants tun ihr übriges zum Wohlfühlen.





Das bekannteste Bauwerk ist ohne Frage die ‚Schwarze Kirche‘, deren Bau bereits im 14. Jahrhundert begann, der aber immer wieder durch Kriege, Feuer und Epidemien unterbrochen wurde. Erst im 16. Jahrhundert fand der erste evangelische Gottesdienst statt. Der Name stammt von einem Großfeuer 1689, ausgelöst von einem österreichischen Angriff. Große Teile der Stadt brannten fast komplett nieder. Nur die massive Kirche konnten die Flammen nicht gänzlich vernichten. Für weitere 100 Jahre blieben die Mauern und Grundpfeiler dieser größten Kathedrale Osteuropas rußgeschwärzt als Ruine stehen. Das ab dem 18. Jahrhundert erneuerte Innere der Kirche ist schlicht gehalten. Das Besondere aber sind die über 100 echten, kleinen Orientteppiche, die überall dekoriert sind, Geschenke wohlhabender Händler aus besseren Zeiten. Damit ist es die größte Sammlung solcher Teppiche westlich von Istanbul.


Beim Bummeln besichtigen wir noch das Katharinentor, eines der einstigen sieben Stadttore Kronstadts. Die vier charakteristischen Türmchen signalisierten das „Jus Gladii“, das Recht der Stadt, die Todesstrafe zu verhängen.

Ein besonderes Highlight ist die Strada Sforii (Schnurgasse), eine der engsten Gassen Europas. Sie ist nur 111 bis 135cm breit und wurde ursprünglich als Durchgang für Feuerwehrleute angelegt – und führt uns in die weniger touristischen Teilen der Altstadt.






Da leider das kleine Kommunismus-Museum, das wir besichtigen wollten, geschlossen ist, machen wir uns auf den Weg zurück … über die 50km Baustellenstrecke, um nicht nur unsere Vorräte nochmal bei dem gefühlt an jeder Ecke aufzufindenden Lidl aufzufüllen, sondern an einem Forellenteich in Curtea de Arges eine ruhige Nacht zu verbringen. Wer kam nur auf diese Idee! Aufgrund der Sperrung einer Brücke mussten wir einen Umweg über Schotter, Schlaglöcher und … und … und machen und stellten fest, dass wir offensichtlich ein „Offroad-Wohnmobil“ haben.




Um diesen Schotterweg, der durch den ersten Regen in Rumänien auch schlammig war, zu umfahren und eine weitere Schotterpiste zu umfahren, stemmte Paul sich gegen unser laut protestierendes Navi und entschied sich für einen anderen Weg (es gibt bei unseren Blogfreunden ganz sicher den ein oder anderen, der sich denkt, ja, so kennen wir ihn :)). Nach ca. einer halben Stunde und einer extrem oft ausgebesserten, offensichtlich vielen geologischen Verschiebungen unterworfenen Straße mussten wir umkehren, da wir feststellten, dass es hier keine Verbindung mehr zu der von uns als nächstes angestrebten berühmten Traumstraße Rumäniens, der „Transfăgăraşan“, gibt. Ich nannte sie „unsere persönliche Transfăgăraşan II“. Mal sehen ob sich herausstellt, dass sie die spektakulärere war. 😉




Davon aber im nächsten Blog. Und drückt uns die Daumen, dass wir, allerdings aus sicherer Position heraus, einen Bären sehen können.
Es grüßen euch ganz herzlich und in Vorfreude auf unser Highlight,
Barbara & Paul
Liebe Barbara und Paul
Da habt ihr ja einiges erlebt – inklusive Schlaglöcher und Dracula. Spannend! Wir freuen uns schon auf den nächsten Teil eurer Reise und drücken euch die Daumen für eine sichere Bärenbegegnung! Herzliche Grüße Gabi und Gerrit