Liebe Blogfreunde,
bevor wir zu unserer Pause am Gebirgssee kommen müssen wir euch unbedingt noch einen Übernachtungsplatz zeigen, der bei den Kommentaren auf unserer Stellplatz-App als „aus russischen Zeiten übrig geblieben“ bezeichnet und bemerkt wurde, dass man sich nicht in die vorhandenen Holzhäuschen wagen würde, weil man befürchtete, sie könnten über einem zusammenfallen und die Toiletten und Duschen unbenutzbar wären. Nun, wir fuhren einfach mal hin, denn wir sind ja absolut autark, es geht uns nur um ein ruhiges, schönes Plätzchen.
Dort über eine leicht abenteuerliche, steile Zufahrt angekommen, war – nichts. Kein Mensch zu sehen, aber eine herrlich große Wiese mit alten, bunten Holzhäuschen umrandet. Die Küche und Sanitäreinrichtungen wirkten erwartungsgemäß verfallen. Wir stellten uns in den Schatten eines großen Baumes und begannen zu kochen, da kam plötzlich ein älterer Herr und versuchte uns mit deutlicher Gestik zu erklären, dass der Platz eigentlich geschlossen sei. Nach einigem Hin und Her, in dem wir versuchten ihn zu überzeugen, dass wir nichts brauchen, nur hier stehen bleiben möchten, rief er seinen Sohn an, mit dem wir auf englisch aushandeln konnten, für (teure!!) 25 Euro zu bleiben. Aber wir durften uns an Strom anschließen. Perfekt.


Aber nun weiter zu unserem nächsten Ziel, dem Gebirgssee. Der Campingplatzbetreiber ist unglaublich gastfreundlich und spricht perfekt englisch, da er zwei Jahre in München bei einem amerikanischen Finanzanbieter gearbeitet hat – und, by the way, wir stellten kurioserweise fest, dass wir ein Konto bei der gleichen Bank haben, was natürlich für euch völlig uninteressant ist, war aber witzig.
Die Ruhe am See war total erholsam und die Freiheit, sich hinzustellen wo man möchte, ist uns immer noch das Liebste.



Kurz gestört wurden wir nur durch eine Übung der örtlichen Feuerwehr, die für etwaige Waldbrände die Wasseraufnahme mit dem Hubschrauber probten. Ein echtes Spektakel direkt vor unseren Augen.

Auf unsere anschließende Visite in der Stadt Plovdiv haben wir uns sehr gefreut. Der Weg dorthin führt durch Gegenden, die, wie bislang hauptsächlich, nicht sehr spektakulär sind, da sie unseren Landschaften sehr ähnlich sind. Die Bevölkerungsdichte ist natürlich extrem geringer, dadurch gibt es viel mehr und größere Felder, Weizen, Sonnenblumen, ab und zu Wein oder Lavendel. Bulgarische Atmosphäre entsteht durch den ein oder anderen Pferdewagen, der uns auf der Straße begegnet.



Die Beschreibung Plovdivs, dieser wohl ältesten Stadt Europas (älter als Athen!) klingt so genial. Ach ja, bevor ich anfange darüber zu schreiben muss ich noch kurz unsere dortige Übernachtungs-Möglichkeit erwähnen. Es ist eigentlich ein Hotelkomplex, auf dessen Grundstück der Eigentümer sehr gute Wohnmobil-Stellplätze mit entsprechend perfekten Einrichtungen gebaut hat. Prinzipiell geht alles vollautomatisch übers Internet, das Check-In mit QR-Code, Toiletten-Cassetten-Entleerung und eventuelle Waschmaschine werden mit auf den Code gebucht – unglaublich. Wir wurden allerdings vom Rezeptionisten des Hotels angesprochen, ob wir das Check-In bei ihm bevorzugen. So kamen wir ins Gespräch und er erzählte, dass der Eigentümer selbst sehr gerne reist und deshalb die Anlage in dieser Weise erbaute. Mitsamt Pool-Anlage für alle Gäste. Eine Weltkarte hängt in der Lobby mit all den Reisezielen markiert, an denen er schon war. Und wieder stellen wir fest: das tollste am Reisen sind die Geschichten der Menschen, denen wir begegnen – oder von denen wir auf diese Weise erfahren.
Aber nun zu Plovdiv! Wir starten unsere Stadterkundung auf einem der sieben Hügel, dem Nebet Tepe. Mit den empfohlen bequemen Schuhen beginnen wir unseren Rundgang (übers „extrem historische“ Kopfsteinpflaster), der dem Ruf der faszinierenden Mischung aus Antike, osmanischem Erbe und einer lebendigen Kreativszene gerecht wird. Direkt an am höchsten Punkt gelegenen Ausgrabungen ist ein genialer Punkt für ein Foto über die Altstadt.

Beim Bummel durch die Altstadtgassen liegt unser Fokus auf den sogenannten Wiedergeburtshäusern, den malerischen Häusern mit verschnörkelten Fenstern und Fassaden. Sie entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts, als sich Bulgarien vom osmanischen Reich trennte. Und wiedergeboren wurde. Diese Häuser sind mit ihren bemalten Fassaden wirklich einzigartig. In den meisen Villen sind heute Museen untergebracht, manche sind sogar noch bewohnt. Zwei der als Museen gestalteten Häuser haben wir besichtigt, ein kleines, das Klianti-Haus, und ein großes, das heute als Ethnographisches Museum dient – und genau 100 Jahre älter als Paul ist. 😉
Hier Eindrücke vom Klianti-Haus …

… und hier ein erster Blick auf die Fassade des Volkskundemuseums mit Eindrücken aus dem Innenleben …




Diese Häuser sind für Teppich-Liebhaber wahrscheinlich sehr interessant, denn einer der Schwerpunkte sind die Teppiche, die, entweder auf dem Boden oder an der Wand, extra beschrieben werden. Herkunft, Technik, Farben …
Und eine Gruppe Schulkinder erleben wir beim aufmerksamen Zuhören der Geschichte ihres Landes.

Ganz in der Nähe finden wir dann die ‚Street of crafts‘ mit kleinen handwerklich geprägten Shops, in denen man viele schöne Dinge kaufen kann, aber zum Teil auch Kurse zum selbst gestalten buchen kann, Fotos haben wir hier nicht gemacht. Es gibt beispielsweise Glasmalerei, Woll-Weberei, Keramik usw..

Auf dem Weg zum Handwerker- und Künstlerviertel ‚Kapana‘ haben wir das ‚Römische Theater‘ besichtigt, das direkt von der Straße aus den Blick auf sein Innenleben freigibt. Es wurde im 2. Jahrhundert in der damaligen Stadt Eumolpias gebaut, der Vater von Alexander dem Großen nannte es später in Philippopolis um, heute Plovdiv. Es ist das besterhaltene Theater auf der Balkan-Halbinsel.

Im alternativen Kapana-Viertel mussten wir uns in einer der Kneipen erstmal mit den beliebten Lamm-Hackbällchen und dem köstlichen bulgarischen Joghurt-Salat mit Gurke und Dill stärken, um anschließend wieder in die hippen Straßen einzutauchen und unter anderem die Häuser-Malereien bewundern (übrigens: ein Bulgare hat uns erzählt, dass das berühmte griechische Joghurt aus Joghurtkulturen Bulgariens gemacht wird … hm, vielleicht weiß ja jemand von euch, ob das stimmt?).






So langsam wurden die Füße müde und die Sonne stark, sodass wir uns auf den Rückweg machten. An der Dzumaya-Moschee vorbei ging es in die Fußgängerzone in der wir uns nicht nur ein Eis gönnten, sondern auch noch das ‚Römische Stadion‘ mitten in der Stadt bewundern konnten, das eingebettet in Einkaufszentren und Restaurants liegt. Antikes und modernes Leben so dicht nebeneinander findet man ganz bestimmt in wenigen Städten Europas.




Ein berühmtes Foto mussten wir natürlich auch noch machen, nämlich das Motto, als Plovdiv im Jahr 2019 Kulturhauptstadt Europas war: „together 2019!“


Und nun: ab ans Schwarze Meer!!!
Es grüßen herzlich eure Weltenbummler Barbara & Paul
Hallo ihr Weltenbummler!
Es war schön, Euch wieder auf dieser schönen Tour zu begleiten.Es ist Beeindruckend, wie viele schöne Sehenswürdigkeiten es in Europa gibt und wir dürfen daran teilnehmen ohne platte Füße zu bekommen!😄😄
Die Hitze haben wir auch, können uns aber in der Wohnung aufhalten, die noch angenehme Temperaturen hat.
LG von den zu Hause gebliebenen😘😘
Weiterhin gute Fahrt, wir freuen uns auf den nächsten Bericht!
Ihr zwei Lieben,
vielen Dank für euren Reisebericht über Land und Leute, eine
faszinierende Landschaft und eine wunderschöne Stadt, die wir durch euch kennenlernen durften! Ganz andere Binder als sie vielleicht manch Vorurteil in unseren
Köpfen kreiert hat.
Wir freuen uns auf weitere Berichte! Gute Fahrt euch!
Liebe Grüße
Paul und Petra