Belgrad, Sofia und ein über 1000 Jahre altes Kloster

Ein etwas holpriger Beginn

Hallo ihr Lieben,

diesmal wars ein etwas holpriger Beginn. Bereits in Passau stellten wir fest, dass unser Kühlschrank während der Fahrt nicht mehr auf Batterie-Betrieb umstellt. Für die Nicht-Wohnmobilisten: wir haben drei Möglichkeiten der Kühlung, Gas, Batterie und Strom. Da wir unseren Gasvorrat für eine mehrwöchige Tour fürs Kochen und eventuell heizen brauchen und auch nicht immer Strom haben, ist es perfekt, wenn wir den Kühlschrank während der Fahrt mit der Batterie runterkühlen können. Als wir am Abend feststellten, dass auch unsere TV-Antenne nicht hochfährt kam der Verdacht auf, dass mit der gesamten Batterie-Zufuhr was nicht stimmt, da wir zwei neue Batterien haben einbauen lassen. Um es kurz zu machen, es war einzig die Duplizität der Ereignisse, der Schluss war falsch. Ein zupackender, erfahrener Mann in einer Passauer Werkstatt stellte fest, dass es bei der Antenne nur an noch nicht perfekt aufgeladenen Batterien lag und dass der Kühlschrank an entsprechender Stelle kaputt ist. Mist. Darum müssen wir uns dann nochmal unterwegs kümmern, damit wir erstmal weiter kommen. 

Dieser Werkstatt-Stopp hat unsere Planung insoweit durcheinander gebracht, dass wir unvorhergesehenerweise in der Hauptstadt Serbiens, Belgrad, einen Stopp eingelegt haben. Diesen nutzten wir kurzerhand für einen Ausflug von unserem außerhalb gelegenen Campingplatz, ganz einfach mit dem im gesamten Stadtgebiet kostenlosen (!) Busverkehr. An touristisch interessanten Highlights gemessen ist die Stadt natürlich nicht mit anderen Großstädten vergleichbar, aber das ganz andere Flair ist ja das interessante.

Die Altstadt, vor allem die Festung Kalmegdan, von dicken, hohen Steinmauern umgeben auf einem Hügel gelegen, wo die Sava in die Donau fließt, ist eine der besonderen Sehenswürdigkeiten. 

Die andere ist die „Knez Mihailova Straße“, die Fußgängerzone mit Geschäften und Restaurants, alles was das Herz begehrt (ich begehrte erstmal Strümpfe, da meine Schuhe rieben, und siehe da, das Problem war hier schnell gelöst). 

Sehr interessant fanden wir die „Galerie“, die in ihrer Fassadenstruktur noch ein wenig Nachholbedarf hat. Dennoch übte sie auf uns einen gewissen Charme aus.

Weiter ging’s mit dem Bus zu dem erst 2017 fertig gestellten Dom des Heiligen Sava. Der 1935 begonnene Bau ist inzwischen eines der Wahrzeichen von Belgrad und eine der größten orthodoxen Kirchen der Welt. 

Das Innere des Doms ist überwältigend! Vor allem der „Polyeleos-Leuchter“ (bedeutet so viel wie „viel Öl“ oder „viele Lampen“) ist gigantisch gearbeitet und strahlt mit der Sonne um die Wette. Mit dem letzten der drei Fotos ist Paul, wie ich finde, ganz besonders gut gelungen, die Größe des Domes im Bild festzuhalten.

Auch findet sich in Belgrad das Nikola-Tesla-Museum. Da wir es nicht besucht haben, habe ich mir zum Andenken an den genialen Wissenschaftler serbischer Herkunft ein T-Shirt gekauft (allerdings unter heftigem Protest meines politischen Gewissens, wegen des nach ihm benannten Autos). Er soll jedoch einen unermesslichen Beitrag zum technischen Fortschritt der Menschheit geleistet und unzählige Patente angemeldet haben. Das rotierende Magnetfeld, der Induktionsmotor und der mehrphasige Wechselstrom sind nur ein paar Beispiele, die den Kauf für mich rechtfertigten. 😉

Ein kleiner Abstecher ans Donau-Ufer musste sein. Dort ist alles noch ein wenig am Entstehen. Sehr bald wird dort eine vornehme Promenade entstehen und schon jetzt haben einige Flußkreuzfahrtschiffe angelegt.

Nach einem gemütlichen Abendessen am Kai der Donau, an dem sich ein Restaurant ans nächste reiht, fuhren wir mit einem Taxi zurück – und erlebten genau das, was wir als „Weltreisende“ doch genau wissen – und dennoch gerieten wir an einen entsprechenden Taxifahrer, der uns übers Ohr haute. Immerhin kamen wir bequemer als mit dem meist überfüllten Bus zurück und haken es als erneute Erfahrung ab.

Unser nächster Stopp nun war Sofia, die Hauptstadt Bulgariens und die Stadt mit einem ‚Quadrat der Toleranz‘ – und einer für uns genialen Werkstatt.

Über die für uns beste Stellplatz-App ‚Park4night‘ haben wir einen kleinen, versteckten „Hinterhof-Gartengrundstück-Wohnmobilstellplatz“ gefunden, für den wir nur werben können: „Ivans Camperstopp“, gleich neben einem Supermarkt und 100m von der nächsten Metro-Haltestelle entfernt perfekt gelegen. Ein wenig verwinkelt liegt er schon, man braucht diese Beharrlichkeit des absoluten Wissens: hier muss er sein. Sonst ist er nicht so leicht zu finden. Uns hat das für die Möglichkeit Grauwasser ablassen zu können vorgesehene blaue Schild mit dem Wohnmobil drauf aufmerksam gemacht.

Wir wurden von Ivan, einem älteren Herrn, sehr freundlich empfangen. Er bietet Strom, Internet, Wasser, Abwasser und einen Schlüssel fürs Tor, „wenn wir noch in die Disco wollten“. Supernett.

Am nächsten Morgen hatten wir an der Metro-Station eine weitere nette Begegnung, als wir feststellten, dass die Kassenautomaten nur Cash nehmen, wir aber noch kein Geld umgetauscht hatten. Eine ältere Dame die deutsch sprach (wie sich rausstellte, da sie auf ein deutschsprachiges Gymnasium ging) gab uns kurzerhand das Kleingeld für die Tickets, wollte aber keinesfalls Euros dafür. Ein Geschenk!

Im Zentrum angekommen haben wir uns an direkt am Ausgang liegenden Ausgrabungen vorbei auf einen Rundgang zur Bädermoschee, dem zentralen Mineralbad und der direkt daneben erbauten Banja-Baschi-Moschee gemacht. 

Ein wenig abseits des sogenannten „Quadrates der Toleranz“ mit der Moschee, der Synagoge und einer katholischen Kirche erhebt sich die sehenswerte Alexander-Newski-Kathedrale.

Ähnlich dem Montmartre in Paris haben sich ein paar Künstler und Schmuckverkäufer angesiedelt.

Beim Schlendern durch die Fußgängerzone fällt der Blick immer wieder auf die Vitosha-Gebirgskette, die sich am Rande Sofias erstreckt und ein herrliches Panorama bietet. Leider haben wir sie nicht eingefangen.

Die Markthalle hatte geöffnet und uns total überrascht. Ihr historisches Gerippe birgt einen modernen Supermarkt im Innern!

Da sonntags eh vieles geschlossen ist und wir für einen Museumsbesuch nach den turbulenten letzten Tagen und dem am nächsten Tag anstehenden Werkstattbesuch schlicht keine Lust hatten, beließen wir es dabei und nutzten den restlichen späten Nachmittag und Abend zur Erholung in Ivans Garten.

Der Weg zur Werkstatt am nächsten Morgen war in etwa so wie der Weg zu Ivans Camperstopp, prima zu finden, wenn man sich sehr sicher ist, dass er da sein muss. Das Gelände abseits der Hauptstraße war zwar offensichtlich auf Wohnmobile spezialisiert, aber rundum eingezäunt und auf den ersten Blick kein Eingang und kein Mensch ersichtlich. Dann aber entdeckten wir den gerade eingetroffenen Inhaber oder er uns und zeigte uns, wo wir reinfahren können. 

Mit einem kurzen „please wait a minute“ entfernte er sich wieder von uns und ging auf seine Werkstatthalle zu, um, ja, unglaublich, um zuerst seine Katzen zu füttern. Das zauberte ein Lächeln in unser Gesicht und, ja, so geht Leben! 🙂

Ich bringe die Reparatur auf folgende Kurzformel: Problem erkannt, Problem gebannt, er wusste wohin er greifen muss und nach 5 Minuten kam ein freundliches „Please check!“ – und der Check war erfolgreich. Puuuhhh – jetzt ist alles wieder in Ordnung mit unserem Haus auf vier Rädern.

Geld wollte er erst nicht, aber da ließen wir nicht locker. Einen Kaffe bot er auch noch an und erzählte uns, wie er so lebt und dass er auch mal mit seinem Wohnmobil, das abseits stand, auf Tour gehen möchte. Es war eine so nette Begegnung und ein solch fähiger Mann, dass wir hier gerne seine Adresse weitergeben: Camper & Caravan Repair, 1517 Sofia

Durch die schnelle Reparatur kamen wir noch am gleichen Tag zu dem orthodoxen Rila-Kloster des heiligen Iwan von Rila, das seit 1983 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört.

Es liegt auf 1.140m Höhe idyllisch an den dicht bewaldeten Hängen des Rilagebirges und ist eines der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Bulgariens. Der Eingangsbereich und auch die auf dem riesigen Klosterhof im Innern liegende Kirche ist bestückt mit unendlich vielen Malereien.

Selbst der Wohnteil des Klosters gleicht mit seinen hohen Mauern eher einer Festung. Er hat vier Stockwerke, über 300 Zimmer und Kammern. Sehr markant und ungewöhnlich empfinden wir die gestreiften Außenfassaden.

Die Geschichte des Klosters ist über 1000 Jahre alt und unbedingt erzählenswert: Ivan Rilski wurde 876 n.Chr. nahe der Grenze des heutigen Bulgariens und Nordmazedoniens geboren. Erst ein Hirte, wurde er später Kirchenpriester und suchte, als einer der ersten Priester überhaupt, eher die Einsamkeit statt die Geselligkeit mit anderen Priestern. Also begann er in einem eher unbequemen Stil an abgelegenen Orten zu leben. So auch im Rila-Gebirge, das noch wild und gänzlich unbewohnt war. Hier fand er eine Höhle im Fels, in der er nicht nur lebte, sondern seine christliche Lehre auch an Jünger weiterverbreitete. Selbst Wunderheilung wird ihm bis heute zugeschrieben.

Nach dem Besuch diesen ganz besonderen Ortes fuhren wir weiter zu einem herrlichen Gebirgssee, der endlich die Ruhe bot, diesen Blog für euch und uns zu verfassen.

Es grüßen herzlich eure Weltenbummler Barbara & Paul

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4 Antworten zu Belgrad, Sofia und ein über 1000 Jahre altes Kloster

  1. Kranz, Hans sagt:

    liebe Barbara, lieber Paul,
    herzlichen Dank für diesen schönen Bericht. Toll, dass Sofia so gut in Erinnerung bleibt. Auch wir hatten gute Erinnerungen an Menschen in Bulgarien, – von unserer Hochzeitsreise 1974(!!).
    Weiterhin Rad und Achsbruch!
    Hans&Barbara

  2. Renate Kirchgäßner sagt:

    Hallo Barbara und Paul!
    Erst viel später los gefahren und dann auch
    gleich Probleme, schade!!
    Den unvorhergesehenen Zwischenstopp, habt ihr genutzt um die größte Orthodoxe Kirche zu bestaunen, super!
    Beeindruckend das alte Kloster, es ist sehenswert.
    Wir wünschen Euch nur noch schöne Erlebnisse
    Gute Fahrt Renate und Rudi

  3. Karola und Arno sagt:

    Hallo ihr Lieben,

    Glück gehört dazu. Wir freuen uns mit euch, daß der Kühlschrank wieder funktioniert. Nun könnt ihr diese Reise ungestört genießen. Viel Spaß dabei. Wir verfolgen euch gerne 😊. Herzliche Grüße aus der heißen Pfalz

  4. Horst Zohsel sagt:

    Liebe Barbara, lieber Paul,
    es ist so interessant mit euch (vom Sessel aus) durch die Welt zu reisen!
    Eine erlebnisreiche, pannenlose Tour – wo immer es euch hinzieht – wünschen mit
    ganz herzlichen Grüßen aus dem heißen Brühl
    Aniela und Horst

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