Die Nacht war der Höhe entsprechend unruhig, die Nervosität war da. Ständiges Trinken. Morgens war es sehr kalt, die Zelte waren von dünnem Eis bedeckt und das Wasser gefroren. Aber der Himmel für die Sonne bereit! Super! Um 8.00h geht es los. Wir laufen im Gänsemarsch hintereinander her und haben ab jetzt 500 Höhenmeter und ca. 3 Stunden Aufstieg und anschließend 1000m Abstieg vor uns.
Nach ca. einer Stunde überholen uns, wie jeden Tag, unsere Esel mitsamt der ganzen Mannschaft und wir stellen uns ganz schnell mit dem Rücken an den Felsen, damit sie uns nicht umstoßen können (das kennen wir ja noch von Nepal mit dem Yaks).
Sie leisten einen echten Kraftakt auf diesem Weg und auch Blanco, unser weißes Begleitpferd, kämpft mit seinen Hufen auf dem steilen Weg und den glatten Steinen mächtig und stolpert dabei immer wieder. Er tut mir richtig leid, meistert es aber mit Bravour. Und das Beste an Allem: auch wir schaffen es bald auf den 4.750m hohen Pass und genießen bei herrlichem Wetter den angekündigten Rundumblick auf die Gletscher und die schneebedeckten Gipfel. Übrigens ist diese Bergkette Cordillera Blanca das größte tropische Gebirge mit den meisten zusammenhängenden Gletschern der Welt – deshalb dieses Panorama!!!
Unsere Gipfelstürmer auf dem Pass Punta Union: Hans, Sophie, Sandra, Christine, Jürgen, Lydia, Frank, Barbara, Urs & Paul
Nachdem wir noch einen kleinen Snack an dieser tollen Stelle genossen und alle viele, viele, viele…. Fotos geschossen haben, machten wir uns auf den langen Abstieg. Nach ca. einer Stunde machten wir an einer schönen Lagune Mittag. Unsere Köche haben uns schon mit einerStärkung und heißem Tee erwartet!
Nach kurzer Ruhepause hatten wir nun noch ca. 4 Stunden Abstieg vor uns bis in ein herrliches Tal namens Hauri Pampa. Die herrliche Natur half uns über die Anstrengungen hinweg, Rinder, Schafe, Bauernhöfe, exotische Wälder mit Eukalyptusbäumen!
So erreichten wir irgendwann unser letztes Zeltlager, zum ersten Mal wieder in der Nähe eines Dorfes. Damit sind wir insgesamt von heute Morgen um 8.00h bis 17.00h auf den jetzt schweren Beinen gewesen.
Ein paar Frauen aus dem nahe gelegenen Dorf (also nahe gelegen nur für die Einheimischen – es ist eine dreiviertel Stunde entfernt) erwarteten uns schon mit ihren Waren, die meist aus der guten Alpaka-Wolle gefertigt sind.
Nachdem wir uns eine Stunde hingelegt hatten machten wir uns fertig zum Abschieds-Abendessen. Der Koch hat nicht nur den Tisch mit zwei weißen Kerzen gedeckt, sondern auch das hiesige Sonntagsessen zubereitet (obwohl ja erst Samstag war…): drei Sorten Fleisch in Alufolie zusammengepresst, wird normalerweise in der Erde gegart, hat er aber anders zubereitet, da wir uns im Huaracan-Nationlapark kein Feuer gemacht werden darf. Dazu gab es drei verschiedene Sorten Kartoffeln und Bohnen. Und sogar einen Rotwein (der allerdings leider so süß ist, dass kaum jemand davon trinkt) und zum Nachtisch einen Obstsalat!
Diese vorerst letzte Nacht im Zelt schliefen wir sehr, sehr gut. Die körperliche Belastung des Tages und die erträgliche Höhe von wieder unter 4000m taten das Ihrige dazu.
Am nächsten Vormittag fand die Verabschiedung unseres Begleitteams statt. Sie freuten sich über unser Trinkgeld verbunden mit ein paar netten Worten, die Sophie gerne übersetzte. Einer der Eseltreiber zeigte uns auf Blanca noch stolz den typisch peruanischen Reitstil und seine Reitkünste. Auch Sandra versuchte sich mutig auf Blanca – was von uns allen mit großem Applaus respektiert wurde. Leute aus dem Dorf waren gekommen, um die Touristen zu beobachten und ich glaube, sie amüsierten sich sehr über uns.
Nun hieß es endgültig Abschied nehmen und wir wanderten durch zwei Dörfer mit freundlichen Begegnungen mit der Bevölkerung, vor allem Kindern, weiter zu der Haltestelle, an dem wir von unserem Kleinbus aufgepickt werden sollen. Unterwegs sahen wir noch Bauernhöfe, Felder und nicht zuletzt Cuy-Zuchten (die Meerschweinchen-Zuchten), die Paul animierten, irgendwann doch noch ein Meerschweinchen zu essen.
Nach einem nochmal unerwartet fordernden Aufstieg erreichten wir die Zivilisation in Form der Bushaltestelle und ein paar Häusern. Hier wurden wir abgeholt und über eine sensationelle, kurvenreiche Strecke über einen Pass zurückgefahren.
Den Abend nutzten wir noch für ein paar Besorgungen und einen kleinen Bummel durch die Stadt.
Und am nächsten Morgen ging es schon wieder weiter, bzw. zurück nach Lima – mit dem Überlandbus 8 Stunden durchs Gebirge und entlang der Panamericana. Seid gespannt, wie es weitergeht!