Die Gärten von Villandry und die überraschende Begegnung mit St. Martin in Tours

Den letzten Tag von Gabi und Gerrit (ja, sie verlassen uns als erste bereits eine Woche vor unserem Urlaubsende) verbrachten wir alle nochmal gemeinsam mit der Besichtigung des Schlosses von Villandry. Hier lag unser Augenmerk ausdrücklich auf den besonderen Gärten. Da diese wohl einzigartig in ihrer Gestaltung sind und wir alle mächtig beeindruckt waren, muss ich unbedingt auf deren Besonderheiten eingehen, denn das interessiert bestimmt auch ganz viele von euch:

Die Gartenanlage, auf drei Ebenen angelegt, beherbergt einen Ziergarten, Wälder, einen Wassergarten, den Sonnengarten, das Labyrinth, den ‚Jardin des Simples‘ und den ganz außergewöhnlichen Gemüsegarten, dessen Herkunft bis ins Mittelalter zurückreicht. Dazu später noch mehr.

Der Ziergarten liegt oberhalb und bildet die gedachte Verlängerung der Salons des Schlosses. Die vier Quadrate bilden die Gärten der Liebe (die zarte, die leidenschaftliche, die unbeständige und die tragische Liebe).

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Auf der Waldpromenade finden sich wunderbare Aussichtspunkte auf die Gärten, das Dorf und das Tal.

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Der Wassergarten, der rund um eine Wasserfläche in Form eines Spiegels von Ludwig XV. angelegt wurde ist der ideale Ort zum Ausruhen und Meditieren.

 

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Der Sonnengarten wurde zuletzt angelegt. Er ist ein Ort mit drei Grünflächen, auf denen man sich in eine andere Welt versetzt fühlt. Das Wolkenzimmer (Sträucher mit bläulichen und weißen Staudenpflanzen), das Sonnenzimmer (orange und gelbe Töne) erstrahlt rund um ein majestätisches Becken, das die Form eines Sterns aufweist. Das Kinderzimmer liegt im friedlichen Schatten der Apfelbäume.

Das Labyrinth, aus Weißbuchen bestehend, symbolisiert den irdischen Werdegang des Menschen. Es ist christlichen Ursprungs und weist im Gegensatz zu seinem griechischen Pendant keine Sackgasse auf.

Der ‚Jardin des Simples‘ ist ein traditioneller Garten aus dem Mittelalter, der den Aromapflanzen, Gewürzen und Heilpflanzen gewidmet ist.

Nun zum besonderen Gemüsegarten aus der Renaissance: er besteht aus neun (!!) Quadraten gleicher Größe, in denen jedoch unterschiedliche geometrische Figuren zu finden sind. Um die Illusion eines mehrfarbigen Spielbrettes zu vermitteln, findet man Grünpflanzen in unterschiedlichen Farben (blauen Lauch, roten Kohl und rote Rüben, grüne Karottenstauden). Die Mönche in den Klöstern liebten es, ihre Gemüsepflanzen in geometrischen Formen, insbesondere in Kreuzform einzusetzen.

Der Einfluss aus Italien verleiht diesem Mönchsgarten seine dekorativen Elemente: Brunnen, Gartenlauben und Blumenbeete. Die französischen Gärtner aus dem 16. Jahrhundert fassten diese beiden Inspirationen zusammen und schufen somit einen Garten, den sie für die Rosen und die neuen Gemüsesorten brauchten, die aus Amerika zu uns gekommen waren.

Der sogenannte ‚dekorative Gemüsegarten‘ wurde von dem Architekten J. Androuet du Cerceau aus dem 16. Jahrhundert beschrieben. Und dessen Pläne waren es auch, die dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts Joachim Carvallo, den neuen Besitzer des Schlosses, dazu inspiriert haben, diesen Garten neu erstehen zu lassen! Er hat auf eine glänzende wissenschaftliche Karriere verzichtet, um diesen Garten und das Schloss neu erstehen zu lassen.

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Und genau dadurch besticht auch das Schloss, nämlich dadurch, dass es sich auch heute noch in Familienbesitz befindet.  Liebevoll restauriert und bestückt mit historischer Einrichtung und Erinnerungen, sowie alten und aktuellen Familienfotos der heutigen Besitzer und ihren Kindern, hat es wiederum sein ganz eigenes, unvergleichliches Flair.

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Bevor wir uns an diesem Tag noch die Altstadt von Tours anschauen, suchen wir erst mal einen Campingplatz, damit Gerrit den Wohnwagen platzieren kann.  Viel Spaß haben wir, als er sein Auto abhängen und den schmalen Weg zu den Parzellen frei machen will und den Schlüssel nicht findet – aber dennoch in aller Ruhe erst mal mit uns isst. Gabi glaubt, er macht nur Blödsinn und weiß genau, wo der Schlüssel ist. Als jedoch ein Engländer uns bittet, das Auto wegzufahren, sieht alles anders aus…

Nachdem er dieses Problem souverän gelöst hatte, starten wir zum Stadtbummel nach Tours!

Tours hat eine nette Altstadt mit den hier oft zu findenden Fachwerkhäusern.

 

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Auch seine Kathedrale ist mächtig und beeindruckend:  Erfreut und überrascht zugleich stellen wir fest, dass wir in der Wallfahrt-Kirche des heiligen St. Martin gelandet sind. Wir besuchen sein Grab, um welches die Kathedrale gebaut wurde. Die Crypta ist wunderschön restauriert und es gibt viele Einträge von Wallfahrtsgruppen, gedruckt auf den dicken Kirchenmauern – übrigens auch aus Deutschland.

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Auf dem Rückweg zum Campingplatz fahren wir, Karola und Arno mit dabei, mit Paul einen Weg ‚der besonderen Art‘ (so kennen wir ihn…) und so kommen wir zu dem Vergnügen, genau gegenüber unseres Campingplatzes am Ufer der Cher zu stehen und ein Foto von diesem idyllischen Ausblick zu machen, ohne zu wissen, dass genau dies der Blick auf unseren ebenso idyllischen  Übernachtungsplatz ist…

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Eine Ecke weiter ist uns klar, wo wir uns befinden,  und so beginnen wir kurze Zeit später mit unseren Vorbereitungen zum Abschieds-Abendessen von Gabi und Gerrit – das letzte Mal mit ihrem tollen Grill.

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